am ende der sitzung verliest der praesident die eingegangenen kleinen anfragen. die kleine anfrage von ganz rechts "betreffend revolutionszentrum in basel" loest gelaechter aus, die nationalraete sind keine dunkelmaenner. froehlich wird auch die anfrage "betreffend den bierverkauf durch gletscherpiloten in den hochalpen" entegengenommen. der nationalrat macht seine arbeit ruhig und ohne zu draengen. die traktandenliste ist ueberfuellt, man muesste verzweifeln. der rat verzweifelt nicht, er hat zeit, er erledigt schritt fuer schritt seinen kleinkram. niemand draengt. die arbeitsweise ist bestimmt, die maschine laeuft, der kreis bleibt rund. durch das glasdach des saales faellt das sonnenlicht. wenn eine wolke vorbeizieht, wird es dunkler. einige raete schauen auf. der redner spricht. auch wenn ihm niemand zuhoeren sollte, hat er es doch gesagt, seine meinung wird offiziell, wird im protokoll vermerkt, formt sich mit den meinungen, die der seinen aehnlich sind, zu einem ganzen. es sind nicht gleichgesinne, die hier sitzen ? gleichgesinnte haben mehr emotionen, in einer versammlung eines interessenverbandes geht es heftiger zu ?, es sind aehnlichgesinnte. deshalb bilden sie eine amorphe masse, weil kleine unterschiede mer verbinden als keine ?, und sollte sich jemand zu sehr unterscheiden, die masse ist freundlich genug, ihn zu verdauen. es dringt nicht viel welt in diesen saal. der mord an kennedy wird hier nicht offiziell. vor den tueren wird davon gesprochen, und die zurueckkehrenden tragen es fluesternd in den saal. nach der sitzung draengen sich einige raete um einen transistor-radio. unruhen in paris und berlin machen hier keine unruhe (immerhin entschluepft einem nationalrat die formulierung "dieser herr dutschke", einem nationalrat uebrigens, der weiss, dass es die formulierung "dieser herr benesch" gab). eine vietnaminterpellation, vor wochen in schlagzeilen angekuendigt ? publikums- und pressetribuene gefuellt ? verlaeuft wie ein anderes geschaeft. der bundesrat gibt auskunft, der interpellant erklaert sich befriedigt, und der rat lehnt eine beantragte diskussion ab, vielleicht zu recht. aus: sitzen als pflicht in: des schweizers schweiz © 1969 von: peter bichsel und fast unrelated ein bildli -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 reicht ana.words weiter! vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444