"es war nach einer sitzung in bern gewesen. blatter hatte rueckwaertsfahren muessen, weil der zug voll besetzt war. vielleicht aus zuneigung zu seinem chef teilte er dessen abneigung gegen bern. es war anstrengend, an eidgenoessischen sitzungen teilzunehmen und so zu tun, als woegen die argumente der vertreter aus uri, fribourg oder appenzell genauso viel wie die eigenen. er haette sich sitzungen mit vertretern aus berlin, paris und london gewuenscht. deshalb liebte er die einfahrt in seine stadt durch das verbaute limmattal und das industriequartier, es war die heimkehr aus dem bilderbuch. dabei blickte er normalerweise nach vorn, den fluss entlang auf sein ziel hin: das universitaetsgebaeude, die kirchtuerme. rueckwaerts war alles anders. er musste seinen blick auf den mietskasernen ruhen lassen, die nicht den weg in die stadt anzeigten, sondern das ausufern der haeuser in den kanton aargau. sie wirkten zu wenig elend und die ueberbauungen waren nicht weitlaeufig genug, um als kulisse eines revolutionaeren arbeiterfilms dienen zu koennen, aber gleichzeitig waren sie zu billig, um zur lebenswelt des ortsueblichen mittelstandes zu gehoeren. sie oeffneten ein nichts in blatters fantasie, das ihn verstoerte. er hatte sich noch nie mit einem beamten aus einer dieser vorortsgemeinden getroffen, fiel ihm ein, und dieser gedanke war der anfang eines projektes, fuer das sie spaeter bundesgelder aus einem spezialkredit beschaffen konnten, aber das wichtigste an dieser zugfahrt war, dass sich in blatters ruecken das zentrum aufloeste, auf das er zufuhr. er sah nur noch strassen, quartierwege, stillgelegte geleise, die von ihm weg in eine unbekannte nachbarschaft fuehrten, und es haette ihn nicht gewundert, wenn der zug in keinem hauptbahnhof angekommen, sondern direkt nach waedenswil, arth-goldau und weiter in den kanton uri gefahren waere. er war dann im hauptbahnhof ausgestiegen und hatte sich gefreut, dass seine stadt noch da war; groesser und unbekannter als zuvor. um den moment vor der ankunft festzuhalten, hatte sich der ausdruck "zentrumsverlust" an "rueckwaerts einfahren" gekettet (...)" aus "in zelenys zimmer" von annette hug rotpunktverlag tbz erinnerte das an mani matters lied "ir ysebahn" mit dem rueckwaerts und vorwaerts fahren anzuhoeren hier: http://youtu.be/f-vId0NsY14 und weiss sonst nicht recht, was von bern und zueri und aargau halten in dem text und vom buch insgesamt -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 reicht ana.words weiter! vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444