ana.words. vergeblich. nicht tot.

ana.words. vergeblich. nicht tot.
26. Juli 2001 michael
In Allgemein
was bisher geschah:
ich schrieb drei abschiedsbriefe.

so einfach. so gewoehnlich. jetzt gibt es kein zurueck.

 fragte
laechelnd foma.

, sagte ich, seinen tonfall nachahmnend,


als ich vertig war und aufstand, bekam ich angst, dass
ejmand die zettel bemerke und sie lese. ich bedeckte sie mit
einem buch und ging zum teetisch. ich sah wohl sehr
sonderbar aus. melitta und foma blickten mich vragend an und
erwrteten, dass ich etwas sage. ich fand aber keine worte.
ich wollte meoglichst schnell das zimmer verlassen, doch
fiel es mir unsagbar schwer, wegzugehen. ich mache einige
zwecklose bewegungen. auf dem teetisch stand einen schachtel
konfekt. ich steckte mir eines in den musn. und sofort kebam
ich angst vor ahnwe. ich schenkte mir ein halbes glas tee
ein und stuerzte es herunter. in der rechten hosentasche
hatte ich ein silbernes portemonnaie, ein geschenk meiner
mutter. und ichdachte mir:  ich nahm das portemonnaie heraus und legte es
auf den schreibtisch. ,
dachte ich wieder,  und da
lachte ich in mich herein: 
ich beugte mich ueber melitta und kuesste sie auf die
stirne. ich hatte sie vorher nie auf die stirne gekuesst.
 fragte sie. ich erwiderte nichts und verliess
schweigend das zimmer, aber ich fuehlte, dass die fuesse
mich kaum trugen.  fragte melitta, und in
ihrer stimme klang etwas wie angst. ,
sagte ich, und meine stimme kam mir wie die stimme eines
fremden, eines betrunkenen vor.

ich schloss hinter mir die tuer, ging zwei schritte vor und
rannte dann den korridor entlang. als ich schon am fenster
war, gab es einen kurzen augenblick, einen kleinen bruchteil
einer sekunde, der das schwerste von allem war, was ich je
im leben erfahren. solange ich den korridor entlanglief,
trug mich ein sturm, eine aeussere gewalt, ich rannte nicht
aus eigener kraft. aber in jenem kurzen augenblick, als ich
mich noch aufs fensterbrett schwingen musste, fuehlte ich
die grenzenloseste marter, die schwerste last des groessten
entschlusses, den ein mensch je fassen kann. alles war aber
wie ein rasender windstoss, und auch dieser augenblick
verging, verflog. ich war bereits in der luft. und mein
letzter gedanke war der qualvollste: vielleicht toete ich
jemand im fallen, denn ich konnte nicht sehen, was unten
vorging. meine letzte wahrnehmung war die grellrote bluse
eines hausknechts, der gegenueber ein fenster wischte. dann
ueberschlug ich mich einigemal und verlor das bewusstsein.
ich spuerte nichts von dem schrecklichen sturz auf das
pflaster. ich spuerte auch keinen schrmerz, denn ich war die
ersten augenblicke bewusstlos. und als ich unten halb
zerschmettert erwachte, hatte ich das gefuebl, dass ich mich
in meiner berechnung geirrt habe, dass ich einem
schrecklichen betrug zum opfer gefallen sei. ich war wie
berauscht, als ob ich eine flasche branntwein getrunken
haette. eines wunderte mich: ich war gieichsam an die erde
gefesselt. ich konnte mich nicht ruehren, mein linkes bein
kam mir fremd und schwer vor. ich erfuhr es erst spaeter,
dass ich mich sehr schlimm zugerichtet hatte. mein linkes
bein war in der huefte gebrochen, mein rechter arm im
gelenk, die linke hand war ganz zerschlagen, die linke
schlaefe zerschunden und das untere lid am linken auge
zerrissen. ich war ueber und ueber mit blut und schmutz
bedeckt. ein freund hatte mir einmal gesagt, man koenne sich
toeten, wenn man die halsschlagader stark mit der hand
zusammendruecke. als ich sah, dass ich noch lebe, wollte ich
meine rechte hand an den hals fuehren. der rechte arm iag
aber bleiern da und gehorchte mir nicht. da hob ich den
linken arm, der entsetzlich schmerzte und ganz blutig war,
und drueckte ihn mir an den hals. inzwischen hatten sich
mensdlen angesammelt, die mich mit entsetzen und neugier
betrachteten. , sagte jemand.
dann beugte sich jemand zu mir, fasste meine verwundete hand
und riss sie roh vom halse weg. der kleine und der
mittelfinger waren zerbrochen. am kleinen finger war der
knochen entbloesst, und das blutige fleisch hing in fetzen
herunter.

der weg durch die luft
konstantin balmont
meistererzaehlungen des russischen symbolismus

ps: wollt ihr den rest auch noch lesen?
es geht noch 10 seiten weiter. voller viebertraeume
im spital und keinem happy end?
[] ja
[] nein
[] sex
[] ...

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a n a . w o r d s
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