amerika gibt es nicht ich habe die geschichte von einem mann, der geschichten erzaehlt. ich habe ihm mehrmals gesagt, dass ich seine geschichten nicht glaube. "sie luegen", habe ich gesagt, "sie schwindeln, sie phantasieren, sie betruegen." das beeindruckte ihn nicht. er erzaehlte ruhig weiter, und als ich rief: "sie luegner, sie schwindler, sie phantast, sie betrueger!", da schaute er mich lange an, schuettelte den kopf, laechelte traurig und sagte dann so leise, dass ich mich fast schaemte: "amerika gibt esw nicht." ich versprach ihm, um ihn zu troesten, seine geschichte aufzuschreiben: sie begann vor fuenfhundert jahren am hofe eines koenigs, des koenigs von spanien. ein palast, seide und samt, gold, silber, baerte, kronen, kerzen, diener und maegde; hoeflinge, die sich im morgengrauen gegenseitig die degen in die baeuche rennen, die sich am abend zuvor den fehdehandschuh vor die fuesse geschmissen haben. auf dem turm fanfarenblasende waechter. und boten, die vom pferd springen, und boten, die sich in den sattel werfen, freunde des koenigs und falsche freunde, frauen, schoene und gefaehrliche, und wein und um den palast herum leute, die nichts anderes wussten, als all das zu bezahlen. aus: kindergeschichten von: peter bichsel -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 reicht ana.words weiter! vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444