so. ein weiterer hitziger lohu-moment. tbz hat fuer euch abgetippt. heute ein teil und morgen - bei ueber 30 grad - dann der zweite. diesmal ist es heiss in seoul. geiler scheiss, findet tbz. hast du auch heisse stellen aus buechern? abtippen und an ana.senden! los gehz: waehrend der zwei jahre im theater hatte ayami niemals einen tag freigenommen, abgesehen von der einen woche im august, in der das theater offiziell geschlossen war. in dieser zeit war die schwuele fast unertraeglich, deshalb stellte die stiftung ihren betrieb ein, kappte die telefonleitungen und gab allen angestellten eine woche urlaub. die stadt schien sich dann in ein riesiges lebewesen zu verwandeln, das unter einem feuchtheissen, dampfenden erdhaufen langsam erstickte. aus dem gluehend heissen asphalt, der jeden quadratzentimeter des bodens versiegelte, und den in den himmel ragenden strukturen aus beton, eisen und glas quoll flammender rauch wie aus krematorien, waehrend sich die strassen in krateraehnliche gruben verwandelten, in denen alle arten organischer materie, wie rohes fleisch, haut, augaepfel, haare und schweiss, verbrannten. in welche richtung man seinen kopf auch wandte, augen und haut wurden sofort von einem hagel flammender pfeile getroffen, die toedliche brandwunden hervorriefen. tausende sterne explodierten gleichzeitig. meteore vergluehten, gas verbrannte und das himmelszelt war ueberzogen mit schwarzer asche. alles licht war erloschen. die nacht brach herein. doch die hitze wollte nicht weichen. in der dunkelheit erschlafften die fasern, die koerperstrukturen und fleisch zusammenhielten, und flatterten, wirbelten am rande des bewusstseins. die identitaet der zellen, die den schlaf bestimmten, loeste sich auf. der dna-code zersetzte sich. mit dem zerfall der zellmembrannen des schlafes vermengten sich traeume mit komatoesen zustaenden. es war die zeit des jahres, in der der schlaf am duennnsten war, wie luft in extremer hoehe. aber es war auch eine zeit, die von einem kolloid der traeume beherrscht wurde, dominiert von schwerkraft und dichte. in ihren traeumen hielt ayami einen papagei eng umschlungen an ihre brust, in der realitaet stieg sie in eine nicht existierende badewanne, die bis zum rand mit kaltem wasser gefuellt war, und fiel in schlaf. der papagei bohrte seine krallen in ihre brust und kraechzte ausgiebig. die hitze, die durch die kuenstliche luft der klimaanlage noch verstaerkt wurde, war traurig und uebersinnlich zugleich. aus: "weisse nacht" von: bae suah (koreanische originalausgabe erschienen 2013, auf deutsch bei suhrkamp herbst 2021) zweiter teil morgen. ja. so ist das mit dem sommer. - = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon furcht und schrecken seit 1997 mailto:words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444 hast du genug? immer weniger? dann bestell doch nicht ana.words ab: http://ana.ch/txt/444