ana.words, lesezirkel und euthanasie

ana.words, lesezirkel und euthanasie
16. Februar 2018 tbz
In Allgemein
liebe lesers

first things first:
diesen sonntag, 18.2., ist ana.lesezirkel
zu kafkas "brief an den vater" und "amerika"
ab 14.30 uhr
diesmal bei tbz & sru
langgrüt 175, zueri 9
tram 3 oder bus 67 bis fellenbergstr.
33er bis schulhaus altweg oder sackzelg
80er bis albisriederdoerfli
fuer weg konsultiere man eine karte im netz ;-)
kommen und mitdiskutieren!


und dann zu der euthanasie gestern.

eriz schrieb:

liebe ana

ich meinte immer, das mit den euphemismen sei halt geschmackssache
so in der richtung "jedem das seine"

eriz

ps, pps, ppps:
- mein erster satz dient nur als einleitung für den zweiten und hat
keinen eigentlichen inhalt resp. spiegelt nicht meine
meinung/ansicht/wasauchimmer/sex
- auf das "zitat" im zweiten satz wollte ich eigentlich hinaus. diese
phrase verwenden viele leute, ohne bedenken. "arbeit macht frei", würden
sie aber niemals bedenkenlos verwenden
- wo da der zusammenhang ist? google das!

und:
- ich mag das wort "euphemismustretmühle"


tbz dankt fuer die einsendung
und musste tatsaechlich
"jedem das seine" googleren
und wird gern schlauer...


/sms ;-) hat das ana.word vertwittert, und zwar hier:
https://twitter.com/sms2sms/status/964141141363970048


und hans s. nötig schrieb:


wie so oft sagt auch hier der gebrauch eines wortes viel mehr über den
autor als über den sachverhalt, der damit beschrieben werden soll.

nicht dass das schlimm wäre.

wenig ist mir geblieben aus den paar stunden soziologieunterricht. wohl
aber die aussage "kommunikation findet immer beim empfänger statt".

schönenamittag.

hans s. nötig


und dietrichstein schrieb:

hm. ohne den ganzen binswanger-artikel gelesen zu haben, habe ich mir
deine überlegungen jetzt eine weile durch den kopf gehen lassen - aber
irgendwie finde ich das grad recht kompliziert: binswanger verwendet ja
das wort "euthanisieren" nicht euphemistisch für umbringen, sondern eher
so eine art zitatig, indirekt (die leute, die behaupten, die demokratie
zu retten, tun in wahrheit das, was die, die mitte 20. jh. euthanasie
betrieben, mit kranken und behinderten taten). ist das jetzt falsch?
weil nicht zutreffend? oder weil historisch einzigartig und nicht
vergleichfähig? oder weil falsch verstanden? ich hab mich dann
jedenfalls schnellstens in meinen gedanken verirrt und weiss drum jetzt
wirklich gar nicht ...

tbz hat zurueckgeschrieben:
ich habe kurz eine gegenfrage:
wenn man bewusst einen nazibegriff verwenden will, weil es sich
irgendwie vergleichen lasse, koennte man dann nicht auch schreiben, es
sei der holocaust der demokratie?
oder ?duerfte? man das dann nicht?

und dietrichstein schrieb:
naja ... ich bin da wirklich nicht sehr beschlagen, aber wenn ich die
mediendiskussion dazu anschaue, würde ich schon sagen, dass es eher
nichtlegitim ist, irgendetwas als "holocaust" zu bezeichnen, weil der
eben einzigartig war und sein soll und sein muss (was mir allerdings
nicht einleuchtet, weil man damit ja irgendwie auch wieder behauptet,
dass sowas gar nie wieder passieren könnte). also wenn man schreibt "das
ist der holocaust der demokratie", ist die empörung sicher, während -
wie du ja sagst - die aussage "damit euthanasiert man die demokratie"
offenbar wenig empörung auslöst.

und:
habe den satz von binswanger jetzt noch einmal gelesen: ja, ich finde,
der begriff ist da falsch gewählt, letztlich macht er da quasi
gemeinsame sache mit jenen, die das verharmlosen. wenn schon, hätte er
sagen müssen, was sie betreiben, ist wie die euthanasie der nazis. aber
wie gesagt, die windungen der überlegung sind recht komplex, vielleicht
hat er sich auch verirrt? ich würd der republik gegenüber sagen, dass es
argumentativ einfach falsch ist.


merci fuer beitraege von dietrichstein!
und dann hat tbz der republik geschrieben
zuerst auf facebook
(tbz ist nicht auf facebook, aber man kann ja delegieren)
aber da hiess es
Die Frage ist berechtigt. 
jedoch solle man mailen, da sie aus gruenden der nachvollziehbarkeit
auf facebook keine nachrichten beantworten.

also hat tbz an die angegebene adresse gemailt
gefragt, weshalb sie "euthanasieren"
den link zum gestrigen ana.word angehaengt
und auch gefragt
wo die diskussion darueber stattfinde
(bei der kolumne gibt es keine kommentarfunktion)
und fuer antwort auf die berechtigte frage gedankt


hier was die republik antwortete:

Seitens der Chefredaktion gebe ich Ihnen gerne eine Antwort. Ich nehme
gerade im Kontext des von Ihnen vorgebrachten konkreten Gebrauchs keinen
Anstoss an der Verwendung dieses Begriffs.

Es geht in der Kolumne ja um die Zerstörung der Demokratie mit den
Mitteln der Demokratie. Genau das hat der Nationalsozialismus gemacht.
Was zur Vernichtung von Millionen Menschen führte.

Das kann man anders sehen, vollstes Verständnis dafür, aber die Tendenz
zur Empörung darüber dünkt mich etwa gesucht.



tbz hat darauf nochmals geantwortet:

wenn ich das richtig sehe, finden sie es korrekt, den begriff
?euthanasieren? ganz im sinne eines nazibegriffs zu verwenden, da der
nationalsozialismus ja auch demokratie zerstoert hat, worum es in der
kolumne geht?

das finde ich eine ziemlich wild herbeifabulierte rechtfertigung des
begriffs. waere nach dieser argumentation nicht auch ?holocaust? ein
passendes wort gewesen, oder das dann doch nicht?

aber ?die tendenz zur empoerung (??) duenkt sie gesucht? und daher hat
sich die anfrage hiermit wohl erledigt.


und es kam nochmals eine antwort der republik
(wo tbz doch schon dachte
die aergern sich nun zu sehr ueber tbz
und ihr saubloed tun wegen einem woertli):

Wie gesagt, ich fand das Wort im Kontext vertretbar.

Damit muss man nicht einverstanden sein.

Ich habe Ihre Kritik auch an den Autor der Kolumne weitergeleitet.

Wir haben aus Kapazitätsgründen nicht bei jedem Text eine Diskussion.
Das allgemeine Feedback-Formular ist unter ?Entwicklungslabor? aber
jederzeit für alle Inputs und Kritiken offen.

tbz dankt fuer die antwort der republik!

was tbz an der erklaerung eben sehr denk- und oder fragwuerdig findet:
die antwort der republik sagt 
dass man bewusst den nazibegriff verwende
weil der ganz gut passe.

und tbz findet ja insgesamt
dass mehr nazivergleiche gemacht werden sollten
ohne dass die grad sofort unterbunden werden
weil "man das nicht machen darf"
so ganz prinzipiell nicht machen darf
die vergleiche sollten doch gemacht werden duerfen
wenn sie denn wirklich nuetzlich sind
um gesellschaftliche entwicklungen aufzuzeigen
bei parallelen z.b. in der politik
aber irgendwie sieht tbz das hier nicht
sondern eher ein sich verrennen
und wer euthanasiert denn hier nazigleich?
wer wird als lebensunwert euthanasiert?
hmmm....


schoenes wochenende
wuenscht eure lebensunwerte tbz

-- = --    -- = --    -- = --     

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