ana.words, jungtalent

ana.words, jungtalent
10. Dezember 2004 mahal
In Allgemein
wir moechten unsere leserinnenschaft auf den schriftsteller spider aufmerksam machen.

lassen sie doch ihr geld fuer sich arbeiten

morgens um halb
fuenf. der wecker klingelt. aus allen ecken meiner wohnung
rollen die euros zusammen. es klimpert und scheppert, alle
treffen sich im korridor. ein paar dollars flattern herbei.
auch schweizer franken und britische pfund, wenn auch nur
wenige. wer soll den bei dem krach schlafen? jetzt ist
erstmal fuer mindestens eine stunde das bad besetzt. so lange
brauchen die muenzen um sich zu polieren, die zaehne zu putzen
und zu kacken. naja, wenigstens muss nicht ich um sieben auf
der baustelle sein, mein geld geht fuer mich arbeiten. als
die ganze waehrung zur tuer raus ist, drehe ich mich noch mal
im bett um. aber nicht fuer lange.
heute ist fruehjahrsputz. ich habe mir haushaltsgeld zurueck
gelegt. polnische zloty, die ich mir euetra dafuer besorgt
habe. ein paar von denen fangen schon mal an, die fenster zu
putzen, waehrend andere den kuehlschrank abtauen und den
teppich saugen. es war eine grossartige idee, mein geld fuer
mich arbeiten zu lassen, da hatte der anlagenberater von der
bank meines vertrauens schon recht. fruher bin ich ja immer
noch selber so frueh raus, und dann den ganzen tag mit der
schubkarre. oder am fliessband, drei schichten, auch am
wochenende. war ja auch noch osten damals. ostgeld war ja
viel fauler. ich bin mir gar nicht sicher, ob das ueberhaupt
fuer mich geackert haette. jetzt geht mein geld arbeiten und
bringt am monatsende geld nach hause. viele machen das so
wie ich. darum gibt es auch immer weniger arbeitsplaetze,
weil die vom geld weggenommen werden. ich finde das nicht
schlimm. ich bin auch arbeitslos. eigentlich braeuchte, wenn
man es konsequent zu ende denkt, niemand arbeiten gehen. es
gibt doch genug geld.
wenn ich mir ueberlege, dass die da in suedostasien in den
turnschuhfabriken kinder... oder in indien beim gleisbau,
also nee schoen bloed. ist doch nichts reelles. ist eben
dritte welt. da bin ich schon froh, das ich hier mein geld,
also dass das fuer mich malochen geht. so, das bad funkelt
auch zitronensauber, der fruehjahrsputz waere geschafft.
fleissige kleine zlotys. jetzt schicke 
in bloss noch ein
bisschen geld einkaufen und gebe ihm einkaufsgeld mit. aber
nicht wieder alles fuer suessigkeiten ausgeben. zeit fuer meine
siesta, bevor das geld wieder nach hause kommt, dann
versteht man sein eigenes wort nicht mehr, bei dem gerassel.
kommt das geld nach hause, hat sich was ueberlegt. sagt es
macht nicht mehr mit. streikt. schoene bescherung. braucht
mich naemlich ueberhaupt nicht, mein geld. kommt auch ohne
mich ganz gut... revolution. zeigen sie auch gerade im
fernsehen. ist weltweit. musste ja so kommen. muessen wir eben
doch wieder selber. schubkarre und fliessband. fensterputzen
und gleisbau. ging ja frueher auch. brauchen wir das geld gar
nicht. so: wenn wir schon selber arbeiten, dann brauchen wir
auch gleich gar kein geld. ist dann ueberfluessig.
verschwendete ressourcen sage ich bloss. ging ja frueher auch
ohne. ist auch besser so. nicht, dass wir am ende noch fuer
das geld arbeiten gehen muessen und dem geld geld mitbringen.
und selbst wenn wir gar nicht braeuchten, noch muessten, weil
wir dem geld noch was schuldig sind. sowas passiert
schneller als man denkt. verkehrte welt. aber ist ja jetzt
nur spass. ist ja nicht in echt. zum glueck.
wir moechten unsere leserinnenschaft auf den schriftsteller spider aufmerksam machen.