ana.words, ein pfingsttag 7/11

ana.words, ein pfingsttag 7/11
13. August 2001 michael
In Allgemein
7/11 

 SERGEJ AUSLAENDER Ein Pfingsttag 


Wolodjas Worte machten auf Aljoscha einen unangenehmen
Eindruck, und die ganze Freude, mit der er an die
Wanderungen durch den lenzlichen Wald, an die weiten
Ausfluege und die gemuetlichen Abende auf den Stufen vor dern
Hause gedacht hatee, - diese ganze Freude war ploetzlich weg.
- "Sie scheinen ueber unseren Besuch gar nicht froh zu sein",
sagte Wjerotschka beleidigt.

Als sie aber in der Equipage sassen und von den Petersburger
Neuigkeiten sprachen, als Aljoscha seine Gaeste auf alle
Sehenswuerdigkeiten unterwegs aufmerksam machte, kehrte die
gute freundschaftliche Stimmung wieder. - Aus den Taelern
stieg ein leichter Nebel auf, und auf dem blassrosa Himmel
zeigte sich zwischen den Wolken ein orangegelber Mond. Ein
smaragdgruener Stern leuchtete grell auf und begann zu
funkeln.

Als Wolodja aus dem Wagen sprang und mit seinem Koefferchen
in der Hand zur grossen, mit Birkenzweigen und langen
Girlanden geschmueckten Terrasse ging und Aljoscha
Wjerotschka aus der Equipage half, fluesterte sie ihm
ploetzlich zu:

"Ich habe solche Angst! Wie werden sie mich wohl
empfangen...?" Und sie schmiegte sich mit dem Ellenbogen
leicht an ihn.

Er fuehlte sich von einer Zaertlichkeit zu ihr ergriffen; sie
kam ihm in ihrer grauen Muetze, mit den vor Schreck
hochgezogenen Brauen und den weitgeoeffneten hellen Augen so
klein und so lieb vor.

"Ich habe solche Angst", fluesterte sie noch einmal, und
Aljostba laechelte ihr goennerhaft wie ein Erwachsener zu und
fuehrte sie zur Terrasse, wo Wolodja sich bereits selbst
Jelisaweta Sergejewna, Anatolij Iwanowitsch und den Maedchen
vorgestellt hatte.

"Wie jung Sie noch sind, ganz wie meine Toechter!" sagte
Jelisaweta Sergejewna, Wjerotschka begruessend.

Sina, Schura und Rajetschka starrten die Braut wie ein
seltsames Tier an. Anfangs sprach man von der Reise, vom
Wetter und von den Zuegen, und die Unterhaltung war ziemlich
fad; aber spaeter am Teetisch im Esszimmer kam eine
lebhaftere und zwanglosere Stimmung auf. Nachdem Aljoscha
sein Glas ausgetrunken hatte, begann er auf und ab zu gehen.

"Sitz doch ruhig, Aljoscha!" sagte Jelisaweta SergeJewna.

"Wenn er sich ueber etwas aufregt, beginnt er gleich hin und
her zu rennen, so dass es einem vor den Augen flimmert."

Alle blickten aus irgendeinem Grunde laechelnd auf
Wjerotschka, und sie schlug verlegen die Augen nieder. Nach
dem Tce, als Anatolij Iwanowitsch und Jelisaweta Sergejewna
schlafen gegangen waren, sassen sie noch lange auf dem
grossen Sofa auf der Terrasse. Wolodja scherzte mit den
Maedchen, und diese fuehlten sich im Dunkel viel ungezwungener
und parierten lustig seine Scherze.


>> morgen gehts weiter!

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