ana.words, ehe ohne kinder

ana.words, ehe ohne kinder
4. Juli 2000 michael
In Allgemein
Das neue Gesetz

Die Regierung hat ein neues Gesetz erlassen, wonach alle
Ehepaare nach fuenfjaehriger Ehe ein Kind haben muessen. Im 
Nichterfuellungsfalle dieser Pflicht wird ein  von der
Regierung bestimmter Mann beauftragt, "alles Notwendige zu
unternehmen, was eine Frau zur Mutter macht".

Die folgende Geschichte ereignet sich am Morgen des sechsten
Hochzeitstages eines kinderlosen Ehepaares:

M Also, Liebling, ich gehe  jetzt ins Geschaeft, der Mann
von der Regierung wird wahrscheinlich heute kommen. Halte
Dich tapfer und fuege Dich in das Unvermeidliche.

Der Mann geht mit gesenktem Kopf aus dem Haus. Die  Frau
macht in der Hauswirtschaft  weiter. Es klingelt ... es ist
aber nicht der erwartete Mann von der Regierung, sondern ein
Fotograf, der sich in der Hausnummer geirrt hatte und wegen
Babyaufnahmen vorsprechen wollte.

Sie oeffnet und es entwickelt sich folgendes Gespraech:

P Guten Morgen, gnaedige  Frau, Sie werden sicher wissen,
weshalb ich hier bin.

F Ja, ich weiss schon Bescheid, Herr ...

P Jahn ist mein Name, ich bin Spezialist ... in ...

F Ja, ich weiss schon, nehmen Sie bitte Platz.

P Ihr Gatte ist selbstverstaendlich  einverstanden?

F Ja, wir beide haben gerade heute morgen davon gesprochen
und glauben, dass wir die Angelegenheit am besten  hier zu
Hause erledigen.

P Nun, wenn es soweit ist, koennen wir am besten sofort
beginnen.

F Ich bin allerdings mit dieser Art nicht so recht vertraut,
womit fangen wir an?

P Das ueberlassen Sie bitte mir, gnaedige Frau. Ich denke an
ein- oder zweimal auf der Couch, zweimal auf dem Stuhl,
zweimal in der Badewanne unbekleidet, waehrend wir auf dem
Teppich ein Hoeschen oder ein Hemdchen anziehen koennten.

F Ach du lieber Gott, muss es denn so oft sein?

P Ja, wissen Sie, gnaedige Frau, nicht einmal der Beste von
uns kann garantieren, dass es das erste Mal was wird. Aber
so nach sechs Versuchen klappt es bestimmt.

F Sie werden entschuldigen, aber das hoert sich alles so
formlos an.

P Das ist es ja gerade, gnaedige Frau, in der Zwanglosigkeit
liegt der Reiz. Darf ich Ihnen erst einmal einige Muster
meiner bisherigen Arbeitvorlegen?

F Muster Ihrer Arbeit? Ja bitte, es ist ja auch nicht
notwendig, dass wir uns beeilen.

P Nein, gewiss nicht, ein Mann meines Berufes kann nichts
Gutes leisten, wenn er sich so hasten muss. (Er oeffnet das
Bilderalbum) Sehen Sie sich dieses  Baby an. Ist es nicht
ein Meisterwerk? Ich brauchte etwa vier Stunden dazu. Es ist
aber auch eine Schoenheit geworden.

F (schluckt ein  paarmal) Ja, es ist wirklich reizend, aber
ist es nicht ein bisschen viel - vier Stunden?

P Na ja, einige Ruhepausen werden natuerlich nicht zu
vermeiden sein. Schauen Sie sich aber auch dieses Bild
nochmal's an, ob Sie glauben oder nicht, ich habe es auf 
dem Dach eines Omnibusses gemacht.

F Ich habe noch nie gehoert, dass man sowas auf dem Dach
eines Omnibusses machen kann.

P Es ergab sich so, gnaedige Frau. Eine Dame, die meinen
Beruf kannte, bat mich darum. Sie wollte Ihren Gatten damit
ueberraschen. Es ist aber nicht so schwer, wenn man  seine
Sache versteht. In diesem Fall wurde mir die Arbeit direkt
zum Genuss. Aber sehen Sie bitte dieses Bild: Ich habe es am
hellen Nachmittag im Park gemacht.

F Im Park? Da ist es aber sehr belebt. Koennen Sie denn so
etwas machen? Wenn Ihnen dabei soviele Menschen zuschauen?"

P Ja, wissen Sie, gnaedige Frau, das ist mir egal! Ich kann
aber sagen, dass durch viele Zuschauer meine Leistungen sich
wohl noch steigern. In diesem Fall hatte es aber eine
besondere Bewandtnis. Die Mutter war Schauspielerin und
wollte dadurch bekannt  werden. Seien Sie versichert - sie
wurde es.

F Ach du liebe Zeit.

P Ja, gnaedige Frau, von zwei bis fuenf Uhr nachmittags. Ich
habe nie unter schwereren Bedingungen gearbeitet, als
damals. Es war bitter kalt. Die vielen Zuschauer, die in
fuenf Reihen hintereinander standen, behinderten mich doch
sehr. Sie haben sich dermassen gedraengt, um einen Blick von
meiner Arbeit zu erhaschen."

F Fuenf Reihen hintereinander???  Oje, oje!"

P Ja, wo man hinschaute, nur  Menschen. Als die Leute vor
Begeisterung klatschten, wurden die Muetter nervoes.  Es war
nur gut, dass  ich meine Ruhe behielt. Nachher musste aber
die Polizei kommen und mir helfen.Eigentlich wollte ich ja 
noch ein oder zwei mehr machen, aber es wurde dann doch zu 
kalt. So, (er klappt das Album zu) ich glaube, wir 
koennenjetzt anfangen. Kann ich meinen Staender jetzt
herausholen?"

F ... (wird  ohnmaechtig)


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