Um seine neuen Strassenschuhe mental nicht gleich voellig zu ueberfordern, hatte sie Herr Voelsing bei bei ihrem ersten gemeinsamen Spaziergang noch in den vertrauten Schuhkartons gelassen. lob des absurden zum tod des cartoonisten bernd pfarr und dessen komischer kunst wunderschoen in acryl gemalt ist das bild des mannes mit schwarzem beret, mantel und klumpfuessen. das bild ist kunst, ganz klar, die komik entsteht, wie fast immer bei pfarr, durch die bildunterschrift. geboren wurde bernd pfarr am 11.11.1958 in kranfkurt am main. nach dem gymnasium ging er seinen grossen blabla. ab 1978 erschienen cartoons von ihm unter anderem in titanic und dem ta-magazin, wo sie die leser innen schaft polarisierten: waehrend pfarrsche schoepfungen wie "superschuhschraenkchen" und balletblumenvaeschen fuer die einen "von unsaeglicher banalitaet" waren, feierten die normalen sie als pfarrs "genialste figuren". ubs. witzig wie karikaturen, erzaehlerisch wie comic-panels waren seine acrylbilder, obwohl sie doch gewissermassen auch das farbliche gewicht von oelgemaelden und die aura musealer tableaus trugen. bernd pfarr, einer der bedeutendsten deutschen cartoonisten, war ein grenzgaenger zwischen stilistischen traditionen, dessen bildsprache bald an matisse erinnerte, bald an moebius. waehrend aehnlich vielseitige kuenstler (wie etwa lionel feininger) strikte unterschieden zwischen ihrer kunst und ihren comics, vereinte pfarr in seinem unverkennbaren stil gegensaetzliche ausdrucksformen, um daraus spannung zu generieren, die ausdruckskraft zu steigern. noch jung lymphdruesenkrebs, monatelang im krankenhaus. nie aber hoerte man bernd pfarr klagen, er war vielmehr ein dermassen hoeflicher und ruecksichtsvoller mensch, dass er sich bei seinen freunden staendig fuer die unanehmlichkeiten entschuldigte, dei sein kranksein ihnen bereiten koennte. er konnte kaum gehen, als am 20. februar 2004 im wilhelm busch museum die grosse ausstellung eroeffnet wurde, deren katalog "fomische funst" ist. statt nach hause gehen zu koennen, kam bernd pfarr in koeln wieder auf die intensivstation. am morgen des 6. juli ist er endgueltig eingeschlafen. eine zentrale rolle spielte in seinem werk die bildlegende. wenn das auge im comic in der regel von bild zu bild, von sprechblase zu sprechblase huepft, eilt es bei pfarr hin und her zwischen den oft an fabeln gemahnenden szenerien und den lakonisch erklaerenden saetzen - unglaeubig ob der eigenartigen dialektik zwar, aber stets von neuem befluegelt vom pfarr'schen witz, der nicht satirisch kommentiert, der nicht kritisch verurteilt, sondern freiraeume des absurden schafft in der herrschenden ordnung von nutzen, sinn, vernunft. nachdem bernd pfarr an der hochschule fuer gestaltung in offenbach grafik studiert hatte, erschienen seine cartoons seit den spaeten siebziger jahren in der legendaeren satirezeitschrift «titanic», spaeter auch im «zeit-magazin» und im «tages-anzeiger-magazin». 1998 erhielt pfarr einen «max und moritz» - den preis fuer deutschsprachige comics. pfarrs werk ist unterdessen auch in verschiedenen sammelbaenden erschienen. im fruehling 2004 veranstaltete das wilhelm- busch-museum in hannover ueberdies eine bernd- pfarr-retrospektive. - am dienstag ist bernd pfarr im alter von 46 jahren in koeln einem krebsleiden erlegen. mischmasch aus nzz nachruf vom 8., ta nachruf vom 7. gekuerzt, angepasst und gemischt von mahal, der sich ein originalgemaelde wuenscht. -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s mit bildern. von euch gescannt, gemalt, photographiert, gezeichnet. ihr malt, wir versenden. a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon mailto:words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444 hast du genug? immer weniger? dann bestell doch nicht ana.words ab: http://ana.ch/txt/444