ana.words, balzen & nettsein, unmoeglich

ana.words, balzen & nettsein, unmoeglich
1. März 2000 michael
In Allgemein
Folge sieben: Der Balzer 
 

Meine lieben Freunde! "Der Ficker" hat allenorts helle
Freude ausgeloest, wie ich vernehmen durfte. Allerdings auch
einige Telefonate von Bekannten mit dem knappen Inhalt "du
perverse Sau", und ich konnte nicht mal widersprechen. 

Ich moechte diesmal ueber das Balzen reden, also die wahren
Gruende fuer maennliches Nettsein Frauen gegenueber, das
generelle Werben um eine Frau und die damit beidseits
einhergehenden Komplikationen, ich zeige eine kleine
englische Enzyklopaedie weiblicher und maennlicher Sprache,
streife maennliche Phantasien und veroeffentliche meine ganz
persoenliche verbale Phantasie als Auftakt zu einem
fulminanten Geschlechtsakt. Und zuletzt erzaehle ich Ihnen,
was ich neulich im Bordell Unglaubliches erlebt habe.

Nun wohlan, frisch ans Werk. Zuerst einige Worte zu
maennlicher Annaeherung an Frauen, darueber habe ich erst
kuerzlich mit meinem Scheff bei einem hoechst amuesanten Dinner
diskutiert. Wir haben dabei viel gelacht, aber es war ein
bitteres Lachen, das Lachen des zum Tode Verurteilten, der
sieht, dass sich der Henker gerade mit dem Beil einen Finger
abgetrennt hat. An dieser Stelle moechte ich meinem Scheff
uebrigens gerne mitteilen, dass ich ihn sehr schaetze und
niemanden kenne, der seine Sache besser macht als er. Mein
Respekt und meine Hochachtung, Scheff. Also, zu des Mannes
Annaeherung an eine Frau.

Wenn ein Mann sein Augenmerk auf eine Frau richtet, so liegt
dem, entgegen aller anderen Behauptungen, nur eine einzige
Motivation zugrunde, naemlich die der Aussicht auf eine
geschlechtliche Begegnung. Dieser Mechanismus wiederum
ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Mann aussschliesslich
auf potentielle Geschlechtspartnerinnen und nicht auf
potentielle Gespaechspartnerinnen aufmerksam wird und zugeht.
Nuancen bestehen einzig bei den diversen Zeitspannen, die
man der Angelegenheit bis zum Eintreten einer fleischlichen
Situation zugesteht. Diese Dauer kann zwischen den beiden
Werten "sofort" und "maximal zwei Wochen" liegen. Mit
anderen Worten; beginnt ein geschlechtsfaehiger
heterosexueller Mann mit einer gemeinhin attraktiven Frau zu
tun haben zu wollen, so geschieht dies nicht, weil er es
ganz toll faende, wenn sie jetzt zu einem guten Kumpel wuerde.

Nein, er will ihr in die Muschel rotzen. Sorry, aber im
Synonymduden stand dieser huebsche sinnvervandte Ausdruck fuer
"Koitus", und ich konnte einfach nicht widerstehen. Er will
sie nackt auf sich drauf. Wer als Mann etwas anderes
behauptet, ist ein Luegner, der sich etwas vormacht, oder
aber einer, der genau weiss, wie's ist, es aber viel besser
wirkt, wenn man diese Tatsache kategorisch leugnet. Zwar
kann es sein, dass gewisse Umstaende tatsaechlichen
Geschlechtsverkehr a priori verunmoeglichen, aber eventuell
koennten ja einige der Umstaende durch eine glueckliche Fuegung
blitzartig an Substanz verlieren wie ein Vampir im Strahl
der Sonne, koennte ja sein, und vielleicht macht sie ja mit
ihrem Freund bald Schluss. Man ist da stets zuversichtlich
und vertraut grosszuegig auf seine Verfuehrungsqualitaeten.

Der Mann spricht also galant zu der Frau: "Wir koennten doch
einmal miteinander ins Kino!" (essen gehen, Theater,
Spaziergang, Raubmord etc.). Fuer solche Aussagen gilt immer,
egal, wie phantasievoll der Vorschlag auch sein mag ("Wir
koennten doch einmal zwei Einhoerner zaehmen und mit ihnen auf
einem Regenbogen in den Sonnenuntergang reiten!"), dass sie
nichts anderes mitteilen wollen als: "Ich moechte mit dir
schlafen". Wie gesagt, ich moechte dies ausdruecklich betonen,
es kann auch heissen "ich moechte dich heiraten und drei
Kinder von dir haben", aber die Motivation ist dieselbe:
Eine unmittelbare und unwiderstehliche Anziehung der Frau
auf alle Sinne des Mannes. Das ist meines Erachtens ein
ausgesprochen natuerlicher Vorgang und keine Schande, also
gibt es auch keinen Grund, dem so zu begegnen. Was dann aber
eben leider oft passiert.

Umgekehrt gilt naemlich folgendes, ich wollte es selbst lange
nicht wahrhaben: Wenn eine Frau sich in der Weise verhaelt,
wie Sie als Mann es taeten, wuerden Sie mit ihr schlafen
wollen, denken Sie bitte nicht, dass diese Frau mit Ihnen
schlafen moechte. Bedenken Sie stets, dass Frauen keine
Maenner sind. Folglich bedeutet eine auf Ihren Arm gelegte
Hand nicht die sanfte Aufforderung, der Besitzerin der Hand
nun unverzueglich in die Muschel zu rotzen, sondern eine
reine Bekundung der unverbindlichen Sympathie. Wir erinnern
uns: Sympathiebekundungen von Maennern an Frauen sind stets
als Aufforderung zu verstehen, die Muschel bitteschoen zum
sofortigen und unlimitierten Hineinrotzen zur Verfuegung zu
stellen.

Als Mann faellt es eben schwer zu glauben, dass es mehr
Gruende gibt, sich mit dem anderen Geschlecht zu befassen,
als sich nur mit dessen Geschlecht zu befassen. Das heisst
nun aber nicht, dass platonische Freundschaften zwischen
Mann und Frau unmoeglich sind; sie sind lediglich nicht die
logische Folge der anfaenglichen Impulse des Mannes.

Freundschaften mit Frauen sind im Uebrigen meistens aeusserst
erbaulich, ein weiblicher Freund ist fuer einen Mann und
seinen Reifeprozess naemlich etwa so foerderlich wie drei
maennliche Freunde. Falls Sie als Mann allgemeine
Frauenprobleme haben, so besprechen Sie diese am besten mit
ihren weiblichen Freunden, falls Sie welche haben, und nicht
mit Maennern. Sie gehen ja auch nicht zum Schreiner, wenn Ihr
Computer den Geist aufgegeben hat. Nein, Gespraeche mit
Maennern ueber Frauen resultieren bloss in kollektivem
Frauenhass und allseitiger Frustration, ich wuerde sogar
meinen, dass das Mass an Verstaendnis gegenueber den Frauen,
das man sich vom Gespraech mit einem Mann ueber ebendiese
Thematik zu erhalten verhofft, dem tasaechlich daraus
resultierenden Mass an Verbitterung und unbeholfener
Verwirrung entspricht, mit dem man die Problematik das
naechste Mal wieder angeht. Ja, so koennte man das sagen.

Frauen aber sehen das ganz anders. Die finden, die
urspruengliche Motivation fuer die Investition von Zeit und
Energie in einen Mann duerfe durchaus rein kollegialer Natur
sein und finden es sogar unsaeglich bemuehend, dass Maenner
jedesmal mehr wollen und die von ihnen in weiser Ueberlegung
sorgfaeltig abgesteckten Leitplanken einfach nicht beachten
wollen. Deshalb moegen Frauen auch Schwule so gern, dort
werden sie naemlich in Ruhe gelassen und muessen nicht die
Geiferfaeden im Antlitz ihres Gespraechspartners anschauen.
Was aber das Wollen eines Mehr anbelangt, nistet dort eine
grosse Gefahr, denn wer es versaeumt, innert nuetzlicher Frist
klar seine Absichten zu kommunizieren, riskiert die
schmerzhafte Situation, dass sich die Begehrte in seiner
Gegenwart ploetzlich sehr wohl fuehlt, und sich freut, dass
man eben doch einen Mann zum Kollegen haben kann.

Schmerzhaft eben deshalb, weil es ziemlich weh tut, von
seiner geliebten Wunderfee ploetzlich Dinge wie "heute abend
ist wirklich kein geiler Mann hier" zu vernehmen. Das gehoert
zu den Nettigkeiten, die Frauen in Gegenwart von Maennern
sagen koennen, die womoeglich noch extra ihretwegen und mit
ihrer Kollegin an diese Scheissparty gepilgert sind, um
Madame einen Gefallen zu erweisen und mit Glueck fuer einen
Augenblick einen Zipfel des wehenden Mantels ihrer Gunst zu
erhaschen, aber Madame kann partout keinen geilen Mann
entdecken. Solcherlei taxiert man dann als doch recht
taktvoll und umsichtig, und wer sich daraufhin noch weiter
bemueht, ist entweder sehr verzweifelt oder ziemlich dumm.

Frauen koennen halt ebenso takt-, ruecksichtslos, plump und
uneinfuehlsam sein, wie sie dies Maennern gerne vorwerfen. O
ja, das koennen sie. "Wenn dir meine Freundschaft nicht
reicht, ist das dein Problem" ist aber doch das Derbste, was
ich in diesem Zusammenhang je vernommen habe. Oder man
kriegt zu hoeren, es sei dann schon noch recht muehsam, dass
der ploetzlich Begehrende nun alles so kompliziert machen
muesse. "Was ich als unkompliziert betrachte, betrachtest du
als zuviel, Baby" sprach ein Kollege daraufhin trocken, wie
er mir berichtete, und das halte ich fuer einen wirklich
schoenen Satz, der dem verzweifelten Sarkasmus entspringt, in
den sich ein Mann auf prinzesschenhafte Phrasen hin
fluechtet.

Es ist leider jedesmal sozusagen unmoeglich, der Situation
die Sichtweise der Erwaehlten zu entnehmen.
Fehlinterpretationen simpelster Vorgaenge lauern wie
Heckenschuetzen. Ploetzlich denkt man, seine Liebe wuerde
flammend erwidert, nur weil das Superbabe sagt, sie sei
gerne mit einem zusammen. Koennte ja sein, das sie das so
meint, wie ich es meine, wenn ich es ihr sagen wuerde und
meine, wenn ich sage "ich auch". Falsch. Vorsicht ist
geboten. Man kann nie wirklich wissen, welche Gefuehlsregung
hinter den Aussagen und Handlungen einer Frau steht.

Moeglicherweise will sie nur ihren Sexappeal einer
Ueberpruefung unterziehen, und die emotionalen Konsequenzen
fuer den Mann, die sich ergeben koennen, wenn er auf den Flirt
einsteigt, sind einer Frau in diesem Fall dann herzlich
egal, um nicht zu sagen scheissegal. Im Gegenteil: Man hat,
sollte man frecherweise das mit dem Flirt vage Versprochene
einfordern wollen, Attacken nicht vorhersehbaren Ausmasses
zu fuerchten. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie sich
eines schoenen Tages mit zerfetzten Armstuempfen konfrontiert
sehen, weil Sie Paketpost von einer Frau erhalten haben, die
Sie in ein fleischliches Verlangen manoevriert hat, nur weil
sie wissen wollte, ob das ueberhaupt  moeglich ist. Aber keine
Sorge, es gibt heute technisch sehr ausgefeilte Prothesen,
und ueberhaupt sind Sie an diesem Malheur ganz selber schuld.

Vor langer Zeit einmal war ich auf eine in meinen damaligen
Ohren superdefinitive Aeusserung einer superattraktiven
jungen Dame hin der festen Ueberzeugung, diese Frau sei
hoffnungslos in mich verknallt, warte gar nur darauf, dass
ich sie in den Arm nehmen und leidenschaftlich kuessen,
sogleich dann auf meinem feurigen Rappen in meine Burg
fuehren und dort in den Seidenlaken stuermisch lieben wuerde.
Doch damit lag ich leider voellig falsch, zumal ich gar kein
Pferd besitze. Auf mein Begehrensgestaendnis hin suchte sie
das Weite, ohne sich weiter um mein schwallweise blutendes
Herz zu kuemmern.

Es waere wirklich schoen, wenn sich auch die Damen um klare
Verhaeltnisse bemuehten und bei der Erkenntnis, dass da einer
auf sie abfaehrt, ihre entsprechende Haltung unaufgefordert
kundtaeten. Oft wird naemlich im Falle der nicht gegebenen
Gegenseitigkeit der feige Rueckzug angetreten und sogar noch
frech geguckt, ganz im Stile von "das ist doch dieses
schwanzgesteurte Schwein, das mit mir ausgehen wollte!".

Jaja, die Maedchen sind so anders als Maenner. Sagen Dinge,
die sie gar nicht so meinen, was man auch diesem kleinen
Dictionnaire entnehmen kann, den ich einst per eMail
erhalten habe. Die Sprache der Maenner hingegen ist stets von
einer angenehmen und bekoemmlichen Klarheit gepraegt. Was
wiederum dazu fuehrt, dass Frauen oftmals meinen, Maenner
seien simpel konstruiert. Dabei koennen Maenner bloss besser
ihre Genitalien zu Wort kommen lassen.

 

Women's English.

Yes = No

No = Yes

Maybe = No

I'm sorry = You'll be sorry

Do what you want = You'll pay for this later

Is my butt fat? = Tell me I'm beautiful

How much do you love me? = I did something today you're
really not going to like

 

Men's English

I'm hungry = I'm hungry

I'm tired = I'm tired

Do you want to go to a movie? = I'd like to have sex with you

Can I take you out to dinner? = I'd like to have sex with you

I love you = Let's have sex now

Yes, I like the way you cut your hair = I liked it better before

Will you marry me? = I want to make it illegal for you to
have sex with other guys

 
Das ist wie gesagt nicht von mir, bestaetigt aber meine
Ausfuehrungen auf tragikomische Weise. Sogar in Amerika reden
die Frauen offenbar mit gespaltener Zunge.  
Schlangengewuerm.

Wer um eine Frau buhlt, ernsthaft, aufrichtig, edlen Sinnens
und offenen Herzens, wird bald feststellen, dass diese
Attribute viel zu oft herzlich wenig Erfolg versprechen.
Entweder wird man dringend der kaltbluetigen Anwendung
irgendwelcher ueberrationaler Strategien verdaechtigt, die die
Frau moeglichst generalstabsmaessig entkleiden sollen,
"Blumen! Ha! Der will doch nur mit mir ins Bett!", oder man
wird fuer plump empfunden, widerlich plump sogar, billig und
anspruchslos obendrein. Und nicht selten bekommt das Gefuehl,
ein unmoralischer und skrupelloser Schweinehund zu sein, wer
wie oben beschrieben um die Liebe einer Frau wirbt.

Viel gefragter ist die Arschloch-Masche, das Gebaren, das
einer Frau kommuniziert, sie sei ein dummes, pur sexuelles
Objekt, dabei bloss eines von Abertausenden und obendrein
gaenzlich uninteressant, laesst die Weiber explodieren. Das
finden sie toll. "Ich mag es nicht, wenn sich mir die Maenner
auf dem Silbertablett servieren", sprach eine Bekannte
einmal, und grinste luestern. Das verwirrte mich dann nun
doch ein wenig. Schliesslich widerspricht es mir heftig,
mich einer Frau gegenueber uncharmant zu verhalten
(wenigstens den potentiellen Liebhaberinnen).

Frauen scheinen aufgrund obiger Hintergruende zu denken, sie
koennten sich mit Maennern alles erlauben. Leider stimmt das
auch, da Maenner nicht immer allzu hohen Anspruechen folgen.
Wenn es um die Moeglichkeit geht, mit einer Frau zu schlafen,
entspricht die Wuerde eines Mannes in ihrer Stabilitaet einer
auf den Kopf gestellten Pyramide. Also Hans Schmerz kennt
nur wenige Momente, in denen er Koerperkontakt abgeneigt
waere. Es handelt sich bei diesen Momenten um Darmentleerung,
Kariesentfernung und Organentnahme. Wie merkt man uebrigens,
dass ein Mann sexuell erregt ist? Ganz einfach; er atmet.
Auch ein lustiger: Was ist der Unterschied zwischen Sand und
Menstruationsblut? Mit Sand kann man nicht gurgeln. Hihihi.

Es soll zwar Frauen geben, die um Sex bitten muessen. Aber
die entsprechen in ihrer Erotik dem Schlick im Rechen einer
Klaeranlage. Die anderen muessen eigentlich nur pfluecken. Uns
allen ist ja klar, dass Sex, Vergewaltigung ausgenommen, nur
mit Einwilligung der Frau zustande kommt. Das liegt sicher
zu einem guten Teil daran, dass sich in der Geschichte der
Menschheit noch nie ein Mann laenger als 30 Nanosekunden vor
die Frage "Jetzt ficken oder jetzt doch nicht ficken?"
gestellt gesehen hat.

Ja, wir Maenner sind alle Schlampen. Uns kann man alle haben,
und wir denken bilateral mit zwei Organen. Also ich habe
noch selten eine Moeglichkeit zu Sex unergriffen verlassen.
Man koennte ja morgen sterben, und jung sterben ist das eine,
aber jung sterben und dabei sich noch eine verpasste
Fickchance vorhalten muessen, das muss ganz schlimm sein:
"Dieser traurige Idiot hat seine letzte Fickchance
verpasst", wuerde dann auf meinem Grabstein stehen. Das waere
ja grauenhaft. "80 Jahre nie krank und jetzt das" faende ich
da schon viel besser.

Maenner moegen ja Frauen hin und wieder als sprechende Brueste
sehen. Aber genau so oft sehen Frauen Maenner als
biertrinkende Penisse. Und ich weiss nicht, woher dieses
diffuse generelle Schuldbewusstsein stammt, unter dem viele
Maenner leiden. Alles, was sexuell krumm laeuft, wird den
Maennern in die Schuhe geschoben. Wer Frauenzeitschriften
liest, bekommt den Eindruck, alle Frauen der Erde seien die
sinnlichsten, ewig willigen Elfen, guetige Feen von
sprudelnder Libido, die den perfekten Sex genetisch
verinnerlicht haben, welcher ihnen aber jedesmal durch die
ungehobelten, egoistischen Maenner versaut wird. Maenner
schliefen nach dem Sex immer ein, heisst es da nebst anderem
giftigem Gefrotzel, und das sei ja wieder typisch, rein,
raus und schnarch, dabei gehoert das betaeubte Einschlafen
nach gutem Sex nebst gutem Sex selbst und einigen
narkotischen Grenzerfahrungen meiner Meinung nach zum
Besten, was das irdische Dasein zu bieten hat. Abgesehen
davon, dass dies auch fuer eine Frau gelten darf, wird
unterdurchschnittlicher Geschlechtsverkehr auch nicht
besser, wenn man im nachhinein noch zehn Minuten
herumrubbelt, liebe Autorinnen fragwuerdiger Artikel ueber
Sex. Sicher gibt es ruecksichtslose und uninspirierte
Liebhaber. Aber selber schuld, wenn man sich immer solche
angelt.

Nicht immer pflegeleicht, die zarten Pflanzen, die ihr
Blattwerk im Luftzug der Erotik lasziv wiegen. Kopflastige
Maedchen sagen gerne "du willst nur mit mir ins Bett", und
das stimmt, in jenem Moment will man wirklich nichts
anderes. Man darf dann aber eine halbe Stunde lang seine
Optik darlegen und wie ein gerissener Autoverkaeufer auf das
garantierte Nichteintreten allfaelliger emotionaler oder
imagebezogener Beeintraechtigungen ihrerseits durch das
bevorstehende gemeinsame Erlebnis hinweisen. Sehr erotisch.

Jaja, moeglichst auf jeden weiblichen Krampf eingehen, sie
ernst nehmen, wenn sie voll abflippen im Rausch der Sinne
und des Weins, und sich dann spaeter anhoeren, man muesse sie
bloss nicht ernst nehmen, ihnen einfach sagen, dass sie
einen Knall haetten und einfach zugreifen und nicht lange
fragen. Womoeglich noch ohrfeigen, oder wie? Was soll dieser
Mist? Es gibt wirklich genug sanfte, zarte, liebenswuerdige,
aufrichtige und fuersorgliche Maenner. Damit erfuellen sie zwar
das maennliche Idealbild der meisten Frauen. Damit hat sich's
aber: "Wieso koennen nicht alle Maenner sein wie du. He, schau
mal, da drueben, wieder diese geile Fotograf!". Lustig, gell?

Wer einer Frau seine Zuneigung darlegt, womoeglich noch mit
aufwendigen Blumengebinden aus Fernost und mit kunstvollen
Lettern auf handgeschoepfter Buette in taeglich drei Briefen
und Gedichtlein, ist ein Idiot. Spucken Sie ihr lieber zur
Begruessung ins Gesicht, leeren Sie ihr sueffisant einen Drink
in die Handtasche, wenn Sie mit ihr ausgehen und druecken Sie
Ihre Zigarette auf ihrer Stirn aus, wenn Sie Ihre
Telefonnummer verlangt, das ist viel erfolgsversprechender.
Sie koennen selbstverstaendlich auch weiterhin
leidenschaftliche Briefe schreiben. Dann verfuegen Sie ueber
ganz viele weibliche Freunde, die sich mit Ihnen irrsinnig
wohl fuehlen und sich bei Ihnen staendig ueber die Maenner
beklagen, von denen es einfach keine guten gebe. Das ist
doch auch schon was. Dann haben Sie wenigstens etwas, woran
Sie beim Wichsen denken koennen. Und Sie haben immer einen
Grund, sich hemmungslos zu betrinken. Manchmal muss man nach
einem solchen naemlich suchen.

Das war nun alles recht sarkastisch und ich schaeme mich auch
sehr deswegen. Ich moechte deshalb zwecks Klarifizierung
anmerken, dass ich Frauen ueber alles liebe, jawohl, liebe,
begehre, verehre, vergoettere und so weiter. Mein
Erfahrungsschatz birgt denn auch hauptsaechlich wirklich
schoene Dinge, die ich immer wieder gerne aus der Truhe
hervorhole und dann kontemplativ ihren gueldenen Schimmer
bewundere, aber tief unten in der Kiste liegen auch einige
schleimige, widerliche Rotzklumpen, die ich eigentlich nicht
so gerne anfasse, aber fuer diesen Text extra hervorgeklaubt
habe. Einerseits koennte man nun von selbstheilerischen
Massnahmen reden, andererseits aber auch von selbstlosen
Bemuehungen, breite Bevoelkerungsschichten mit dem
bittersuessen Geschmack der Wahrheit vertraut zu machen.
Nein, danken Sie mir nicht. Ich weiss um meine schwierige
Mission.

Wir wissen nun also, dass ehrliches Liebeswerben ein
schwieriges und nicht garantiert erfolgsbringendes
Unterfangen ist, bei dem man Gefahr laeuft, auf
Charakterschwaechen hingewiesen zu werden, von denen man
nicht mal wusste, dass es sie gibt. Doch ein Mann sollte
sich stets bewusst sein, ob seine Liebe auch Liebe ist. Denn
permanent droht die ueble Falle der Projektion. Projektion
ist, wenn man, meist nach reichlichem Zuspruch alkoholischer
Getraenke, verzweifelt nach irgendeiner Form physischer
Zwischenmenschlichkeit lechzt und dann die naechste Umgebung
nach der am wenigsten Uebelkeit hervorrufenden Person
abscannt. Auf diese wird dann die ganze Geilheit und das
ganze Zaertlichkeitsbeduerfnis projiziert. Das Resultat ist
nicht selten ernuechternd: Danebst, dass ein Projizierender
dermassen verkrampft agiert, dass sowieso nichts Ernsthaftes
zustande kommt, gleicht sein Anblick dem eines verdurstenden
Wuestentrekkers, dem mit einer Literflasche Gatorade vor der
Nase herumgefuchtelt wird. Wir merken uns also: Projektion
ist pfui, da wuerdelos. Traeumen Sie lieber ein bisschen
weiter, schmieren Sie Ihr Glied mit einigen Messerspitzen
Vaseline ein und seien Sie zaertlich zu ihm, waehrend Sie ihm
eine erotische Geschichte vorlesen oder mit ihm Schmaehlieder
ueber die Frauen singen.

A propos Traeumen: Ich habe ein Buch ueber weibliche sexuelle
Phantasien gelesen. Haarstraeubend, sage ich Ihnen. Die
traeumen davon, dass ihnen muskuloese Schwarze in den Schoss
urinieren, dass sie gefesselt vergewaltigt werden, et
cetera. Haarstraeubend. Maenner haben eher Phantasien, in
denen sie von Frauen fuer ihr gesamtes Sein angehimmelt
werden und in denen ihre Anziehungskraft diejenige eines
schwarzen Loches lachhaft wirken laesst. Phantasien, in denen
sie jede Frau haben koennen, weil die Frauen gar nicht anders
koennen, weil sie total betoert sind. Also alles, was der
Realitaet auf weiten Strecken fremd ist.

Maenner malen sich mit exzessivem Pathos staendig und sowohl
fuer sich selbst als auch in der Gruppe Szenarios aus, in
denen Krankenschwestern zu Nymphomaninnen werden,
Mitstudentinnen im Uni-Klo um einen Quickie betteln,
knackige Werbeberaterinnen anstatt Text mit rauchiger Stimme
Sex fordern ("Gib mir deine 72-Punkt-Headline, nimm mich in
allen Media!"). Doch leider ist das alles manly wishful
thinking und sonst gar nichts. Dazu kommt die Tatsache, dass
ein Mann sehr leicht ueberfordert ist, wenn eine Arztgehilfin
dann tatsaechlich mit einer Infusion auf einmal nicht mehr
Natriumchlorid meint, glauben Sie mir. Und wenn ich schon
davon spreche; wie sehr wuensche ich mir doch manchmal einen
Diskurs der folgenden Art.

Hans Schmerz: "Mein liebes Fraeulein, Sie machen sexuell
einen arg frustrierten Eindruck."

Extrem geiles Stueck: "Wem sagen Sie das."

H.S.: "Dem sollte unverzueglich Abhilfe verschafft werden."

E.g.S.: "Allerdings."

H.S.: "Sehen Sie hier mein therapeutisches
Sexualfrustrations-Abhilfeverschaffungsinstrument."

E.g.S.: "Imposant, in der Tat. Duerfte ich darum bitten, es
sogleich in Anspruch nehmen zu duerfen?"

H.S.: "Selbstverstaendlich. Bitte legen Sie ab und sich
dorthin auf jene Bettstatt."

E.g.S.: "Mit dem groessten Vergnuegen, werter Herr!"

Doch solcherlei Unterhaltungen finden leider nie statt, und
wenn, dann scherzhafterweise zwischen Menschen, die schon
mindestens siebenmal miteinander koitiert haben. Mist. Wo,
frage ich mich, wo sind denn die selbstbewussten Maedchen von
lustvoller Zuegellosigkeit? Wahrscheinlich zu Hause. Am
Ficken. Mit einem anderen. Grummel. A propos sexuell
frustriert: Frauen sieht man ihre sexuelle Frustration
extrem gut an, finde ich. Maennern hingegen kann man sie
nicht ansehen. Dies, weil sie spaetestens zwei Stunden nach
dem Verkehr wieder auf ihre Maximalintensitaet schnellt und
dort konstant bis zum naechsten Mal verbleibt.

Jetzt habe ich eigentlich alles ueber Sex gesagt, was ich
darueber zu sagen habe. Als Naechstes berichtet Hans Schmerz
von den regionalen Meisterschaften in der Beinamputation
ohne Narkose in Schwyz. Oder doch lieber vom
24-Stunden-Marathon im Kokainschnupfen in Winterthur? Mal
sehen. Ach, die Bordellstory. Das war ein kleiner Koeder, um
Sie aufzugeilen. Ich habe fuer Sex noch nie bezahlt. Ausser
natuerlich mit meiner Wuerde oder meinen Nerven.

Noch etwas: Wenn Sie auf einem Stuhl sitzend furzen,
verlagern Sie dann auch das Gewicht Ihres Oberkoerpers auf
die Hinterbacke Ihres Sprungbeins? Habe ich eben an mir
beobachtet. Sehr interessant. Man ist halt nicht nur
Copywriter, zuweilen ist man auch Fart Director.

 Ende.

by hans.schmerz
http://www.hansschmerz.ch/


 


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a n a . w o r d s
aus dem hellblauen salon

words@ana.ch
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ana.txt seite 444

reicht ana.words weiter!

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