mahalwords, hein, tangospieler

mahalwords, hein, tangospieler
3. Februar 1997 michael
In mahalwords
hi

mahalwords las 

der tangospieler 

von christoph hein



inhalt
die apathie, die zufaelligkeit, die gleichgueltigkeit, die absolute 
belangsosigkeit. der pianist, genauer, der tangospieler - nur der tangospieler.
politische unruhen, getrieben von der sexuellen macht, gefangen in seiner nicht 
ueberwindbaren vergangenheit, der gefangenschaft waehrend 21monaten. wegen eines 
tangos, aushilfshalber in einem schlechten studententheater. da sich niemand fuer 
den urheber des einen liedtextes bekannte, alle bestraft wurden gleich lange. er 
war der pianist, der tangospieler und dies sogar nur als aushilfe fuer den 
erkrankten. 

als nun ohne halt in der gesellschaft, ohne arbeit, ohne berufung, die leere ihn 
ueberkommt waehrend er im alltag vor sich hin vegetiert. hans-peter dallow sein 
name, historiker, auf der suche nach einer hoehle. unbewusst. 

einfach so, dinge geschehen ohne einfluss.

der lauf des lebens.

oder des unlebens?

viele alte bekannte, und doch kennt ihn niemand. sie treffen sich in meist 
peinlichen situationen. gegenueber vrauen sieht er nur an ihre titten und 
gegenueber maennern verhaelt er sich mal so, mal anders. mal wuergt, ja bringt 
beinahe  s e i n e n  richter um, mal erklaert er n'em klempner in einer 
bierstube, dass das leben nur ein lichtspiel sei, mal bittet er mueller & 
schulze, sie sollen sich doch entfernen, mal besucht er seine eltern.

lichtspiel, nicht psychologisch, nein rein physikalisch & chemisch gemeint, 
erklaert er sei das leben. ein film der abgespielt wird. unbeeinflussbar. 
wird das grosse licht ausgedreht, "ist hier nichts mehr. alle existenz ist 
an das licht gebunden und existiert insofern nicht wirklich. ist nur ein 
lichspiel, ein pheanomen der optik wie das kino." und lichtspiel, wasserspiele 
sind ein zeitvertreib aus nichts. dreht man am schalter, eine dunkle leinwand 
bleibt. er sagt dem kneipenphilosophie, aber trotzdem trifft er sein leben 
auf den kern. ein spiel, eine aneinanderreihung von geschehnissen. 

das ohne arbeit sein gefaellt ihm anfangs, er lebt in einer welt ohne 
bindungen, ohne verpflichtungen. in leipzig, mit seinem auto, mit jeden abend 
einer anderen vrau im bett. ohne arbeit, aber auch ohne berufung. 

mit der zeit er will wieder arbeiten, als kraftfahrer. findet aber keine 
stelle. historiker sind nicht als kraftfahrer geeignet. 

nach dem mordversuch an seinem richter zwingt dieser ihn, arbeit zu finden und 
dallow arbeiten dann im sommer auf einer insel, als kellner. ohne bezug. 
einfach so. als zimmer mit herr, der sein zweischlaefriges sofa an zimmerlosen, 
reisende maedchen ausleiht und teilt. sich an deren naivitaet ervreut und mit 
ihnen schlaeft. 
wie in seiner zeit als dozent am insitut. "die sich jedes wahr wiederholenden 
vragen der studenten, naive, liebe vragen nach allenmoegliche weltraetseln, 
jeder satzt eine weltanschauung, glaeubige bekundungen einer noch ungekraenkten 
hoffnung, die grundsaetliche, allers umfassee erklaerungen erwartete. und die 
antworten wollte er sich verstaendlich machen, mussten etwas von diesem 
hochpolierten strahelglanz haben. erfahrungen waren da nicht hilfreich, sie 
wirkten irritierend, resignativ, zynisch."
genau so. erfahrungen bringen im leben nichts, hoechstens zu unvlexibilitaet 
und in bahnen ablaufenden lebens. so auch er. nach den einundzwanzig monaten, 
er sich fuelte wie eine spielzeuglokomitive, die aus den schienen gehoben worden 
war und nicht mehr weiterkonnte. aus der geradeverlaufenden und dennoch 
kreisender bahn. 
"worte komplizieren den einfachsten sahcvehalt und erklaeren letzlich auch 
nichts."
"sie wollen mir helfen? was haben sie? macht, geld, einfluss, beziehungen"

das dasein an sich laesst sich nicht veraendern, dies ist eine 
vorsichhingehende sache. aber die umstaende im leben sind nur abhaengig von 
macht, geld, einfluss und beziehungen. mit einer noch so grossen ethik und 
lebensphilosophie, man macht sich nur mehr probleme damit. er will nichs 
vergessen, nichts verzeihen. er sucht unbewusst von der hoehle gefaengnis
eine andere hoehle, in der er ohne verpflichtungen, in einem ohne entscheidungen 
gepraegten leben weiterleben will. er denkt, er sei im gefaengnis zuwenig auf 
die freiheit vorbereitet worden. doch gibt es ueberhaupt diese vreiheit?


die absolut symbolik die hein anwendet ist umwerfend. dallow als 
zeichen der belangslosigkeit, als zeichen der willkuer, der nicht zu bremsenden 
egalitaet. was kuemmert ihn die politisch brisant situation in prag? dubcek? was 
kuemmert ihn der rest der welt? denn er weiss nicht was er ist. 
oder gar die schoenen stellen, die nur so spruehen vor zum denken anregend. nach 
21 monaten nach hause kkommen, "in der wanne liegend briefe lesen, die so alt 
sind, dass ihr ganzer reiz darin bestand, ihn nicht rechtzeitig erreicht zu 
haben. und als er sie gelesen hatte, faltete er sie zu schiffchen und setzte 
sie auf das badewasser. "
oder gar als er alleine eine flasche wein austrank "und langweilte sich
vergnuegt mit dem betrachten alter fotos."
 
alles an einem strang, ohne kapitel oder gar hoehepunkte, ein prozess, der 
vor sich hin ablaeuft. mal so, mal anders. 

und dann am schluss die rueckkehr zur taetigkeit als dozent. er wird im 
institut wieder gebraucht. "er wollte am naechsten morgen puenktlich im 
insitut sein." als schluss die ruecksetzung der spielzeuglokomotive hans-peter 
dallow aufs gleis. 




hein

ddr, groessten teils unveroeffentlicht, 

eindringlich bereichtend, loten den spielraum des einzelnen aus. 

welche entfaltungsmoeglichketine hat er und wieviel verantwortung will er 
uebernehemen, wann und mit welchen mitteln wird er sich widersetzen.
vragen, die so sehr an den nerv der gesellschaft ruehren, dass einige dieser 
erzaehlung in der ddr nicht veroeffentlcht werden konnen.
vragen, die geblieben sind


heinrich mann preis:
"es gab in zeiten, als man noch versuchte, gesellschaftliche erscheinungen 
begrifflich zu erfassen, das nuetzliche words objektivismus. heins 
wirklichkeitsliebe ist das gegenteil von objektivismus. wer diese bunt grausamen 
bilder unserer gegenwart gelesen hat, muss fragen und wird wissen, was an der 
welt haette anders sein muesen, um so viel trauer und irrlin vermeidlich zu 
machen. und er wird keinen augenblick an der menschlichen rasse zu zweifeln 
verleitet sein. der mensch hat ein recht auf sein schicksal. der mensch ist 
literaturfaehig" 
peter hachs in seiner laudatio zu verleihung des heinrich-mann-preises an 
christoph hein

objktivismus: lehre, dass es vom subjekt unabhaengige wahrheiten und werte 
gibt. streben nach objektiven massstaeben fuer das sittliche handeln

ueber das subjekt 

wenn das subjekt ontologisch als existierendes dasein 
begriffen wird, dessen sein in der zeitlichkeit gruendet, 
dann muss gesgt werden: welt ist subjektiv, aber diese 
subjektive welt ist dann als zeitlich transzendente objektiver 
als jeder moegliche objekt.


gruss

mahalwords




--=--=--=--=--=--=--=--=--=--=--
mahalwords, the one and only word

jedentag
jederzeit
nicht ubiquitaer!
aber beinahe

questions & comments & texte, die
ihr davon findet, sie seien es wert, 
dass es alle erfahren, so send this all 
to 

do you believe in mahal? so check out the mahalwords
by subscribing the mahalmaillist:
 mit den worten:
SUBSCRIBE mahalwords your name

to unsubscribe this pretty cool list, 
 mit den worten:
UNSUBSCRIBE mahalwords your name

oder ihr geht einfach zum subscriben, wie
auch zum unsubscriben, nach
<http://www.access.ch/whoiswho/mahalwords.html>