guestwords, reto liest fuer uns alle, charms

guestwords, reto liest fuer uns alle, charms
23. Januar 1997 michael
In mahalwords
hi

Wie geht es Dir? Mir geht es gut.

Was gibt es noch zu sagen? Das Wesentliche nahm Daniil Charms bereits zwischen
1929 und 1941 vorweg. Ich zitiere aus dem Sammelband "Alle Faelle(R)", herausgegeben
und uebersetzt von Peter Urban:

"Da ging einmal ein Mensch ins Buero und traf unterwegs einen anderen Menschen,
der soeben ein franzoesisches Weissbrot gekauft hatte und sich auf dem Heimweg 
befand.
Das ist eigentlich alles."

Das ist fein beobachtet und auf den Punkt gebracht, oder nicht! 
Ich finde, alle Menschen sollten davon wissen! Kannst Du das nicht uebernehmen?
Allen soll Kund gatan werden, was Charms fuer uns schrieb. Alle sollen seinen
Namen preisen und jauchzen und singen.
Denn er ist gross, das hat er selbst gesagt:

"Ohne mich  bruesten zu wollen, darf ich sagen, ich beobachte sehr genau und bin
aeusserst geistreich. (...)
Ich halte mich nicht fuer besonders klug und muss dennoch sagen, ich bin klueger
als alle. Moeglich, dass es auf dem Mars noch Kluegere gibt als mich, auf der Erde 
kenne ich keinen.
Da sagt man, Olejnikov sei sehr klug. Meiner Meinung nach ist er klug, aber 
nicht sehr. Er hat zum Beispiel entdeckt, dass aus einer 6, wenn man sie auf 
den Kopf stellt, eine 9 wird. Meiner Meinung nach ist das alles andere als 
klug."

Wo er recht hat hat er recht. Und niemand soll sich der Ketzerei schuldig 
machen und ihm widersprechen! Denn Charms sprach:

"Mit mir zu streiten rate ich niemandem, er waere am Ende sowieso der Dumme, weil
ich jeden fertigmache."

"Wenn ein Streit ausbricht, bin ich immer der Sieger des
Streits. Ich weiss 
selbst nicht warum.
Aus irgend einem Grunde bewundern mich alle. Was ich auch tue, alle finden es 
bewundernswert.
Dabei gebe ich mir gar keine besondere Muehe. Es kommt ganz von selbst. (...)
Im Schriftstellerverband halten mich alle aus irgendeinem Grunde fuer einen 
Engel.
Hoert zu Freunde! Diese Verehrung fuer mich geht wirklich zu weit. Ich bin einer
wie ihr alle, nur besser."



Und hier weitere Wahrheiten:
 
"ELF FESTSTELLUNGEN VON DANIIL IVANOVIC CHARMS

I. Feststellung

Die Gegenstaende sind verloren gegangen.

II. Feststellung

Es war einmal: die Zahlenreihe beginnt mit der 2. Die Eins ist keine Zahl. Die
Eins ist die erste und einzige Vollkommenheit. Die erste Vielzahl und erste 
Abweichung von der Vollkommenheit ist die 2 (Pythagoreische Eins).

III. Feststellung

Stellen wir uns vor, die Eins sei die erste Zahl.

IV. Feststellung

Die neue Eins unterliegt dem Gesetz der allgemeinen Zahlen. Das Gesetz der 
Zahlen ist das Gesetz der Massen (Charms'sche Eins).

V. Feststellung

Das Gesetz der Eins ist falsch - ein solches Gesetz gibt es nicht. Es gibt nur
das Gesetz der Massen.

VI. Feststellung

Der Gegenstand ist unbewaffnet. Er ist eine Huelse. Bewaffnet ist nur der Haufe

VII. Feststellung
 
Das Gesetz der grossen und kleinen Zahlen ist gleich. Der Unterschied ist rein
quantitativ
 
VII. Feststellung

Mensch, Wort und Zahl unterliegen dem Einen Gesetz.
 
IX. Feststellung
 
Ein neues menschliches Denken hat sich in Bewegung gesetzt und zu fliessen
begonnen. Es ist fliessend geworden. Das alte menschjliche Denken sagt ueber 
das neue, es habe sich "geruehrt". Deshalb sind die Bolseviken fuer manch einen
Wahnsinnige.

X. Feststellung

Ein Mensch allein denkt logisch; viele Menschen denken fliessend.

XI. Feststellung

Obwohl ich einer allein bin, denke ich fliessend.


Aus


18. Maerz 1930

Ich schreibe erhabene Gedichte."


Die Kinnladen duerfen nun wieder hochgeklappt werden. (KA, anm. mahalwords)
Ich gebe zu, die Sache war etwas schwer verdaulich, wenn nicht ganz und gar ver-
wirrend. Darum hier etwas mehr Volkstuemliches:


"Koka Brjanskij: Ich heirate heute.
Mutter: Was?
Koka Brjanskij: Ich heirate heute.
Mutter: Was?
Koka Brjanskij: Ich heirate heute.
Mutter: Was sagst du?
Koka Brjanskij: Ich sagte, ich will heute heiraten!
Mutter: Hei? Was heisst hei?
Koka Brjanskij: Hei-rat!
Mutter: Rat? Was fuer ein Rat?
Koka Brjanskij: Nicht Rat, sondern Hei-rat!
Mutter: Also doch kein Rat?
Koka Brjanskij: Genau, kein Rat, und aus.
Mutter: Was?
Koka Brjanskij: Na, kein Rat. Verstehst du! Kein Rat.
Mutter: Jetzt kommst du wieder mit diesem Rat. Ich weiss nicht, wieso Rat.
Koka Brjanskij: (spuckt aus)Tffu! Hei und Rat! Was soll denn dieses Hei! Du 
musst doch selbst sehen, einfach hei zu sagen, ist unsinnig!
Mutter: Was sagst du?
Koka Brjanskij: Hei, sage ich, ist unsinnig!!!
Mutter: Nig?
Koka Brjanskij: Was soll denn das bloss? Wie bringst du es fertig, nur einen 
Wortfetzen zu hoeren, und dann noch so einen sinnlosen: nig! Warum aus-
gerechnet nig!
Mutter: Jetzt sagst du wieder nig!
(Koka Brjanskij wuergt seine Mutter. Die Braut Marusja tritt auf.)"

Und noch'n Klassiker:

"Fuerst: Endlich sehe ich dich, Liebste.
Fuerstin: Fuerst, sind Sie es?
Fuerst: (erstaunt) Ja, ich bins. Und gluecklich, Sie zu sehen.
Fuerstin: Ich sehe Sie aber nicht.
Fuerst: Wie das?
Fuerstin: Nun ja, ich sehe Sie nicht."

Ich lach mich tot!
Sag jetzt nicht, Du haettest alles schon gekannt, weil du genau dasselbe Buch wie
ich gelesen hast. Das wuerde mich zusehr schmerzen. 
Belaestige lieber alle Welt mit diesen Texten!
(so ich tat mit diesem schritte, anm. mahalwords)


Tschau

sagt  

Reto

ganz leise.





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