ana.words, selber schlachten

ana.words, selber schlachten
9. September 2014 tbz
In Allgemein
oh, es gibt so schoene sachen...
das gefaellt mir, moechte sich jemand dazu aeussern?
schlachtkurs fuer anfaengers!

http://www.storyfilter.com/hier-koennen-sie-ihre-tierchen-schlachten/

wirklich schon ausgebucht der kurs?
waere doch einen ana.ausflug wert.

.-.-.-.-.-.-.-.-.

und dann war am sonntag ja lesezirkel zu robotermaerchen
der naexte findet am 25. oktober (ausnahmweise ein samstag) statt
wer dabei sein will, sollte sich schleunigst das buch
"americanah" von chimamanda ngozi adichie besorgen
schleunigst weil: ist noch cheibe dick ;-)
auf deutsch beim s.fischer verlag gebunden,
englisch auch als taschenbuch


zufaelligerweise hat grad unter anderem regula stämpfli was dazu geschrieben
(und wer nun nicht alles lesen mag: unten kommt nix mehr.
ana.word ist fertig)

"Es gibt sie. Bücher, die das eigene Leben verändern. Doch bevor ich
Ihnen davon erzähle, einige Fakten zuerst. Ende Dezember 2011 lebten
60 658 Afrikanerinnen und Afrikaner in der Schweiz. Ein absurdes
Statement, nicht nur deshalb, weil darunter Bürger mit Doppelpass und
Papierlose nicht erfasst werden, sondern weil die Öffentlichkeit
immer von «Afrikanern» spricht. Das ist so absonderlich, wie wenn ein
Appenzeller und eine Rumänin auf der Flucht unter der Kategorie
«Deutsch» zusammengefasst würden. Afrika gibt es nur als geografischen
Kontinent. 
Afrikaner sind genauso unterschiedlich wie Europäer untereinander. Das
Einzige, was «Afrika» verbindet, ist die Negativität: fehlende
Demokratien, fehlende Menschenrechte, fehlenden Wohlstand, fehlende
Gewerkschaften. «Afrika» ist eine koloniale Kategorie, geschaffen von
Menschen, die immer Kategorien erheben, um Macht auszuüben.
«Kategorisiere und herrsche» ist das Motto seit 1789, da «teilen» allein
nicht mehr reicht. Die Kategorien machen denn auch die
Medienberichterstattung aus. Deshalb hören wir beispielsweise nie etwas
über die riesigen sozialen Demonstrationen, die letztes Jahr in Tel
Aviv stattgefunden haben. Denn die Kategorie «Tel Aviv» kommt nur zum
Tragen, wenn gleichzeitig «Gaza» in denselben Topf geworfen werden kann.
Grässlich. 
All dies habe ich zwar schon vorher gewusst, doch das Buch «Americanah»
von Chimamanda Ngozi Adichie hat mir nun genügend Pulver,
Argumentationen, Bilder, Geschichten und Klarheiten gebracht, dass ich
endlich wieder eine intellektuelle Heimat gefunden habe. «Wenn du in
liberalen Kreisen in den USA über Rassismus redest, musst du es immer
so tun, dass sich keiner unwohl dabei fühlt. Dann ist es okay. Und wenn
du einen Roman über Rassismus schreibst, dann bitte auf die
Marcel­Proust­Art, also so, dass das Thema möglichst ambivalent
erscheint. Wenn du zu direkt über Rassismus schreibst, giltst du als
?zornig?, und es heisst, du würdest überreagieren.» (Die Zeit, 24. 5.
2014). Päng. Zorn wird im liberalen Amerika mit Polizeigewalt und dem
Einsatz der Nationalgarde bestraft, wie uns dies Ferguson dieser Tage
erschreckend deutlich belegt. Rasse wird in den USA und auch bei uns
völlig entpolitisiert betrachtet. Schuld sind dann die zornigen
Menschen und nicht das, was Zorn und Aufstand gegen Ungerechtigkeit
provoziert. 
Der öffentliche Diskurs im Westen hat es zugunsten einer kleinen Klasse
von Oberreichen geschafft, die Unterworfenen so zu kategorisieren, dass
sie sich aufgrund ihrer Hautfarbe statt wegen unmenschlichen Arbeits­
und Lebensbedingungen prügeln. «Americanah» erzählt diesen Hiatus, der
den Blick auf Demokratie, Chancengleichheit und Wohlstand vernebelt.
«Americanah» ist von einer Frau geschrieben, die nicht nur von Frisuren,
sondern von Macht erzählt und dies auf höchstem literarischen Niveau
vermittelt. Mit grosser Poesie zeichnet Ngozi Adichie das Gefühl, wie
demütigend, degradierend und unmenschlich es für Menschen in Geldnot
ist, letztlich ihre Würde ? bei Frauen ihren Körper ? für ein
Butterbrot verkaufen zu müssen. Der Roman ist ein Wunderwerk an
Gedanken, Geschichten und Poesie, inklusive politische Aufklärung. «Ich
bin nicht schwarz, ich bin Nigerianerin.» Schwarz wurde sie erst, als
sie in die USA kam ? «Afrikanerin» übrigens auch. Deshalb wird das
Bundesamt für Migration hoffentlich nie mehr eine Statistik zu
«Afrikanern in der Schweiz» ausweisen."


(war in der baz, zu finden unter diesem link:

http://regulastaempfli.eu/wp-content/uploads/2014/09/BAZ-26.8.2014.pdf )

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a n a . w o r d s
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