die kommenden sechs monate in tokio verbrachte tsukuru an der schwelle des todes. er hatte sich am rand seines bodenlosen schwarzen abgrunds eine bescheidene heimstatt errichtet und fristete dort sein einsames dasein. es war ein gefaehrlicher ort, denn haette er sich im schlaf nur einmal umgedreht, er waere ins nichts gerollt. dennoch verspuerte er keine furcht. er wunderte sich nur, wie leicht es war zu fallen. die landschaft um ihn herum war, soweit sein auge reichte, von schroffen felsen uebersaet. nirgendwo ein tropfen wasser, nirgendwo ein grashalm. keine farben und auch kein richtiges licht. keine sonne, kein mond und keine sterne. wahrscheinlich auch keine himmelsrichtungen. zu bestimmten zeiten wechselten daemmriges zwielicht und bodenlose dunkelheit einander ab. die aeusserste grenze fuer ein wesen mit bewusstsein. doch zugleich war es auch ein ort der fuelle. in der daemmerung kamen voegel mit messerscharfen schnaebeln und rissen erbarmungslos stuecke aus seinem fleisch. doch sobald die dunkelheit sich herniedersenkte und die voegel fort waren, fuellten sich die hohlen ausbuchtungen an seinem koerper mit einer anderen substanz wieder auf. tsukuru wusste weder, was da neu hinzugefuegt wurde, noch, woraus es bestand. er konnte weder zustimmen noch sich verweigern. scharen von schatten liessen sich auf seinen koerper nieder und legten dort zahllose schatteneier. wenn dann die dunkelheit schwand und die daemmerung zurueckkehrte, kamen auch die voegel wieder und rissen das fleisch von seinem koerper. damals war er nicht er selbst, obgleich er es doch war. er war tsukuru tazaki und war es auch wieder nicht. hielt er die schmerzen nicht mehr aus, loeste er sich aus seinem koerper und beobachtete aus einer warte der schmerzlosigkeit, wie tsukuru tazaki schmerzen erduldete. wenn er sich nur stark genug konzentrierte, schaffte er es. aus: die pilgerjahre des farblosen hern tazaki von: haruki murakami und tbz liebt irgendwie das wort SCHATTENEIER. -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon furcht und schrecken seit 1997 mailto:words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444 hast du genug? immer weniger? dann bestell doch nicht ana.words ab: http://ana.ch/txt/444