ana.words, reply tschau sepp.

ana.words, reply tschau sepp.
27. September 2000 michael
In Allgemein
Liebes Anaword

Nach dem neuerlichen faekalsprachlichen Feuerwerk
(ana.scheisswords, vom 25.09.2000) bin ich zum Schluss
gekommen, dass es fuer uns beide das Beste ist, unsere schon
laenger belastete Beziehung aufzuloesen. Ich hoffe, Du
akzeptierst meinen Entscheid und wir werden auch in Zukunft
gute Kollegen bleiben. Es waere aber nicht meine Art, Dir
einfach davon zu laufen: Darum habe ich mich entschieden,
selber einen bescheidenen Beitrag zu leisten, dessen Titel
folgendermassen lautet:

Wer ist phips@dplanet.ch und was will er uns mit
ana.scheisswords sagen?

Auf den ersten Blick scheint phips@dplanet.ch ein typischer
frustrierter Mitbuerger zu sein, wie wir ihn haeufig in
urbanen Ballungszentren antreffen. Im beengenden Umfeld
einer laendlichen Region (scheissAargau, scheissOpelManta,
scheissEngeS-Bahn-Sitze) verbringt phips@dplanet.ch eine
traumatische Jugend. Schliesslich gelingt ihm der Ausbruch
und er zieht in eine groessere Stadt
(scheissNeuerParadeplatz, scheissNiederdorf,
scheissLimmatquai), wo aber sein rebellischer Geist auch
bald erste Daempfer hinnehmen muss
(scheissZuWenigTramsNachMitternacht, scheissTeureTaxis).
Auch all die Dinge, die frueher sein Mami fuer ihn erledigt
hat, muss er nun selber machen (scheissSteuerErklaerung).
Nach dem jaeh entzauberten Grossstadtleben begraebt
phips@dplanet.ch seine Traeume und wandelt sich zu einem
defaetistischen Mitbuerger, der sich aber keine Gelegenheit
entgehen laesst, anonym zuenftig ueber alles zu wettern und
mit derben Ausdruecken, die ihm Mami zu Hause immer verboten
hat, so richtig Dampf abzulassen.

Hinter einem missratenen Leben stehen aber oft grosse
Kuenstler: So auch phips@dplanet. Seine grossen Einfluss auf
Form und Rezeption moderner deutscher Poesie moechte ich an
seinem Gedicht "Tschau Sepp" aus dem Gedichtband ana.words
erlaeutern.

Formal handelt es sich um ein 14-zeiliges, frei gestaltetes
Wortgedicht, dessen Charakteristik durch das immer gleich
anlautende Initialwort "scheiss" gegeben ist. Man beachte
schon hier, wie es dem  Dichter gelingt, auf subtile Art und
Weise dem alltaeglichen Vorgang des Stuhlgangs eine
poetische Form zu verleihen, indem er in abgetrennten, fuer
sich stehenden Kraftausdruecken den Akt des Ausscheidens von
Exkrementen zu imitieren versucht.

phips@dplanet.ch schoepft seine dichterischere Inspiration
aus den alltaeglichen Beobachtungen, wie es einem
aufmerksamen Geist wie ihm zu eigen ist. Seine
Auseinandersetzung mit Poesie versteht er in einer
Verarbeitung aktueller Themen, welche von politischen
Betrachtungen (scheiss-SVP, scheiss"WirBrauchenEuropaNicht")
bis zur kanonischen Kritik des herrschenden Zeitgeistes
reicht (scheissPrivatfernsehen, scheissDjBobo).

Seine wahre, bleibende Bedeutung erreicht phips@dplanet.ch
aber durch seine philosophischen Betrachtungen und der
Reflektion immerwaehrender Fragen der Menschheit. Mit
gefluegelten Worten wie "scheissZeit" oder "scheissFreiheit"
katapultiert sich phips@dplanet.ch in den Olymp der grossen
Denker und laesst eine Gesamtschau der abendlaendischen
Kultur erkennen.

So, liebes Anaword. Es ist an der Zeit fuer mich zu gehen.
Es war schoene Zeit mit Dir, Du kleines, perverses Ferkel!
Vielleicht trifft man sich ja mal wieder.

Peter Rohner 
peter@ana.ch

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a n a . w o r d s
aus dem hellblauen salon

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ana.txt seite 444

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