tbz hat euch heisse sommer versprochen. also: hitze. also: grosses leiden. dummesummermachschmerchummer. und zwar in literarischer form. sogenannte lohu-momente, wie kuerzlich von eriz eingefuehrt (https://ana.ch/ana-words-lohu-momente/ ). heute: heiss, unertraeglich, blendend aus einem modernen klassiker. morgen und uebermorgen heiss, unertraeglich, hirnerweichend aus einem neuen buch. los gehz: Die Sonne fiel fast senkrecht auf den Sand, und ihr Glanz auf dem Meer war unerträglich. Es war kein Mensch mehr am Strand. Aus den Hütten, die am Rand des Plateaus über dem Meer standen, hörte man das Klappern von Tellern und von Besteck. Man atmete mit Mühe in der trockenen Hitze, die vom Boden aufstieg. (...) Wir sind lange am Strand entlanggegangen. Die Sonne war jetzt drückend. Sie zerbrach auf dem Sand und auf dem Meer in Splitter. (...) Nach einer Weile bin ich wieder an den Strand zurückgekehrt und losgegangen. Es war dieselbe rote Explosion. Auf dem Sand hechelte das Meer mit den schnellen, erstickten Atemzügen seiner kleinen Wellen. Ich ging langsam in Richtung der Felsen und fühlte meine Stirn unter der Sonne anschwellen. Diese ganze Hitze stemmte sich auf mich und widersetzte sich meinem Vorankommen. Und jedes Mal, wenn ich ihren starken heißen Atem auf meinem Gesicht fühlte, biss ich die Zähne zusammen, ballte die Fäuste in den Hosentaschen, spannte mich ganz an, um die Sonne und diesen undurchdringlichen Taumel, den sie über mich ergoss, zu bezwingen. Bei jedem Lichtschwert, das aus dem Sand emporgeschossen kam, aus einer gebleichten Muschel oder einer Glasscherbe, verkrampften sich meine Kiefer. Ich bin lange gegangen. Ich sah von weitem die kleine dunkle Masse des Felsens, umgeben von einem blendenden Hof aus Licht und Meeresdunst. Ich dachte an die kühle Quelle hinter dem Felsen. Ich hatte Lust, das Murmeln ihres Wassers wiederzuhören, Lust, der Sonne, der Anstrengung und den Frauentränen zu entfliehen, Lust, den Schatten und seine Ruhe wiederzufinden. (...) Ich habe gedacht, dass ich nur umzukehren brauchte, und es wäre vorbei. Aber der ganze vor Sonne flimmernde Strand drängte sich hinter mir. Ich bin ein paar Schritte auf die Quelle zugegangen. Der Araber hat sich nicht gerührt. Trotz allem war er noch ziemlich weit weg. Vielleicht wegen der Schatten auf seinem Gesicht sah er so aus, als ob er lachte. Ich habe gewartet. Das Brennen der Sonne stieg mir in die Wangen, und ich habe gespürt, dass sich Schweißtropfen in meinen Augenbrauen sammelten. Es war dieselbe Sonne wie an dem Tag, als ich Mama beerdigt habe, und wie neulich tat mir vor allem die Stirn weh, und alle ihre Adern pochten auf einmal unter der Haut. Wegen dieses Brennens, das ich nicht mehr aushalten konnte, habe ich eine Bewegung nach vorn gemacht. Ich wusste, dass es dumm war, dass ich die Sonne nicht loswürde, wenn ich mich einen Schritt von der Stelle bewegte. Aber ich habe einen Schritt gemacht, einen einzigen Schritt nach vorn. Und diesmal hat der Araber, ohne sich aufzurichten, sein Messer gezogen und es mir in der Sonne vorgezeigt. Das Licht ist auf dem Stahl aufgespritzt, und es war wie eine lange funkelnde Klinge, die mich an der Stirn traf. Im selben Augenblick ist der in meinen Brauen angesammelte Schweiß mit einem Mal über die Lider gelaufen und hat sie mit einem warmen, zähen Schleier überzogen. Meine Augen waren hinter diesem Vorhang aus Tränen und Salz blind. Ich fühlte nur noch die Beckenschläge der Sonne auf meiner Stirn und, undeutlich, das aus dem Messer hervorgeschossene glänzende Schwert, das immer noch vor mir war. Diese glühende Klinge zerfraß meine Wimpern und wühlte in meinen schmerzenden Augen. Und da hat alles gewankt.Das Meer hat einen zähen, glühenden Brodem verbreitet. Es ist mir vorgekommen, als öffnete sich der Himmel in seiner ganzen Weite, um Feuer herabregnen zu lassen. aus: "der fremde" von: albert camus ja. so ist das mit dem sommer. -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon furcht und schrecken seit 1997 mailto:words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444 hast du genug? immer weniger? dann bestell doch nicht ana.words ab: http://ana.ch/txt/444