liebe netzwelt, liebe ana.lesers tbz beschaftigt da grad was und da muesst ihr nun durch (also naja, wegklicken und loeschen geht ja immer) tbz schleicht ja so bisschen in sozialen netzwerken rum und im stream (so heisst das glaub bei google und bei facebook chronik oder hauptseite oder so, ist ja auch komplett egal) schlich sich dann ende letzter woche ein link immer und immer und immer wieder ein. und die leute heulen und kriegen kloesse im hals und sind bewegt und so weiter und so weiter und teilen das weiter. und tbz will ueberhaupt nix gegens bewegt sein und heulen einwenden, tbz heult bei jedem noch so vorhersehbaren kitschigen ende einer ueblichen hollywood-komoedie, bei serien, vor erleichterung, erschoepfung, bei ganz schoenen dingen (fast schon stendhal-syndrom) und es gibt nix gegen gefuehle und bewegt sein oder geruehrt sein zu sagen. punkt. doch: was ist eigentlich los, dass das die massen so ruehrt? also nun um vielleicht kurz zu sagen, worum's geht: eine frau geht zur bank. die alte vor ihr hat am 11. des monats noch 14.58 aufm konto... sie kriegt das mit, und schafft es dann, der alten frau geld (20 euro) auf deren konto zu ueberweisen. mithilfe eines bankangestellten, der ihr dabei hilft, sich auch nicht wohl fuehlend, der frau grad bloss zwei 5-euro-noten ausgezahlt haben zu koennen. die frau twittert es und kriegt bloede reaktionen von wegen bankgeheimnis, und 20 euro braechten ja auch nix und warum sie das oeffentlich mache etcetera. und schreibt darauf den besagten artikel. zum schluss schreibt sie "Ich will kein Lob, keine Beweihräucherung, keinen Applaus. Ich möchte einfach nur erzählen. Von einer Begegnung, die mir sehr nah ging und mich nachhaltig verfolgt. Die mir keine Ruhe lässt. Tun Sie damit, was Sie wollen." (hier als kleiner nebenhinweis und querverweis das (internet)paradox: "ich bin kein held" -> der wird zum held) so. und jetzt: mir ist es wurst, wenn irgendwelche trolle sagen, man wisse ja nicht mal, ob das wahr sei und mit diesem artikel wolle sie ja wieder bloss applaus. und haters gonna hate und menschenverachtende dauerzynikers werden meines erachtens von der evolution eh irgendwann abgeschafft. und dass aber nicht alles in 140 zeichen platz hat ist auch klar. was ist aber los, dass so eine meldung dermassen zu traenen ruehrt, geteilt und geteilt und geteilt wird, als sei es etwas dermassen spezielles, uebermenschliches, dass da geschah, wenn eines jemand unbekanntem 20 euro schenkt, wenn eines dies beschaeftigt? wenn eines jemandem begegnet, das woanders ist im leben als es selbst? ist tbz dermassen ein alien, dass sie fragt: ist das denn nicht normal? habt ihr denn noch nie jemandem geld geschenkt? oder ein broetchen? von mir aus auch ein beruhigungsmittel oder sonstwas, das die person dringend brauchte? IST DAS DENN NICHT NORMAL? I S T D A S D E N N N I C H T N O R M A L ? (schande, dass es noetig ist) (und dann bitz boeser: habt ihr euch vorher schon gedanken ueber armut oder altersarmut oder sonstwas gemacht? braucht es eine solche "menschliche story" um irgendwie zu merken, dass nicht alles so golden ist mitm system oder wasauchimmer?) so, und nun wird auf die kacke gehauen: wenn diese nachricht jemanden auf gute gedanken gebracht hat, fein. wer einmal kurz gefaellt mir/plus1/ruehrende geschichte/usw. sagen wollte und dann weiterklickt: fickt euch. tbz kriegte vor jahren zum geburtstag globus- und manorgutscheine geschenkt. um sich was schoenes zu leisten, sich was zu goennen. und dann ging tbz im globus mit ebendiesem gutschein irgendwann in die delicatessa-abteilung und kaufte sich brot und eier und milch und um sich was zu goennen kaese. und online kucken, wo der manor eine lebensmittelabteilung hat: in baden, okay, eine viertelstunde zugfahrt von zuerich, da hat die kette noch ne lebensmittelabteilung. das ga habe ich, die fahrt ist kein problem, ich goenne mir was: essen. ich meine, fortwaehrend beim einkaufen betraege zusammenrechnen, was wieder zuruecklegen fuer was wichtigeres, kennt ihr das nicht? aha. wahrscheinlich irgendwie selbst schuld, noch rauchen geht natuerlich gar nicht. noch saufen grad gar nicht, sei es auch billig. tbz sitzt oft einfach zu hause rum und saugt irgendwelche sachen auf im internet oder liest oder sonstwas und ist keine streetworkerin und immer "um die leute rum" oder irgendsowas. und es geht mir grad gut und ueberhaupt. aber kann doch nicht sein, dass nur mir dann so geschichten passieren, dass mich eine medisuechtige "aufm aff" anhaut wegen "stutz". ach quatsch, passiert wohl vielen, ist es zu wenig beruehrend, viel weniger als die alte frau mitm rollator? ich weiss nicht, mache ich was falsch, wenn ich dann der 40 franken gebe, die ich soeben mit ner bloeden nebenarbeit verdient habe? wahrscheinlich mache ich das falsch, denn die findet mich dann dermassen unglaublich nett, setzt sich im bus total verpeilt neben mich (oh, das koennte einem peinlich sein!), zahlt es mir ganz sicher zurueck (quatsch, maedchen, ich weiss, dass du das nicht tust) und will mich dann mal zu nem kafi einladen, wenn sie das geld hat (siehe oben). und sie erzaehlt mir von ihren stricherfahrungen, dass mir dabei gottverdammtnochmal schlecht wird. und ich weiss doch ganz genau, dass es nix bringt, wenn ich sage, sie solle einen entzug versuchen, sie erzaehlt dann sofort von einem, der sich bei einem benzoentzug selbst ein messer ins herz gerammt hat, weil es dermassen unaushaltbar war. benzoentzug kannst doch vergessen. ich weiss es doch, und es aendert doch grundsaetzlich nix am problem, und vielleicht ist sie nun tot, aber gopf, es ist doch normal, oder nicht? zumindest ein paar momente nicht der naechste drogenstrichfick, bei dem sie nachher tagelang blutet. warum bin ich dann "zu nett"? und das ist vielleicht ein doofes beispiel. aber ich frage doch auch bei der kassiererin nicht nach, die mir vorjammert, sie habe nix mehr, bis der lohn komme, waehrend sie meine luxusartikel tippt (mango und ananas betty bossi co2-kompensiert), ob sie denn ihr geld auch angemessen fuer vernuenftiges ausgegeben habe. sondern gebe mal, wenn sie halt nun grad hunger hat. und dann kommt dieser neoliberale erhobene zeigefinger dauernd, wie es jemand halt machen muesste und was man doch nicht noch unterstuetzen sollte und wasweissich. und erzaehlt mir doch nix von ausgenuetzt werden, wenn jemand ein arschloch ist, merke ich das schon noch. und wenn nicht ist aber fuer einmal auch egal, es geht ja nicht drum, dass ich monatlich einer dubiosen institution gutglaeubig 500 franken ueberweise, die ich nicht habe. (warum faellt mir da grad was aus der schulzeit ein, als eine sich mir anvertraute, in ihrem nebenjob im mcdoof haben sich sexuelle uebergriffe ereignet, ein klassenlehrer sagte mir in nem privaten gespraech, ich solle nicht immer alles glauben, was man mir erzaehle, ich sagte darauf "ich glaube da lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.") im tagblatt der stadt zuerich stellen sie jede woche einem_r politiker_in ausm gemeinderat der stadt zuerich ein paar fragen, eine davon jeweils: "geben sie einem bettler geld?". kann man wahrscheinlich die antworten online nachlesen, das tagblatt hat seit kurzem einen ganz neuen webauftritt ;-) und es geht mir nicht darum, da eine allgemeingueltige regel aufzustellen, es geht nicht um einen moralischen imperativ, und ich bin weit weg von heilig und allem. und es geht auch nicht um gewerbemaessiges betteln, vielleicht geht es auch laengst nicht mehr um die alte frau mitm rollator, die jeweils grad 500 euro abhebt, wie das alte leute zu tun pflegen, und dann beklaut wurde von einem boesen albaner oder junkie (was das nun alles gerade sollte: keine ahnung) oder um strukturelle probleme, probleme des systems mit armut oder alten oder "randstaendigen" oder kombination von allem. ich weiss es nicht. es geht vielleicht bloss irgendwie um eines: es ist doch nicht so aussergewoehnlich, jemandem zu geben, der braucht? oder doch? warum ueberflutet mich grad ploetzlich dankbarkeit? falls das alles so normal sein sollte, waere ich dann nicht dankbar fuer all das, was ich in not bekam, oder dennoch? und ich danke also an dieser stelle mal allgemein. (ihr wisst schon, familie, freund_innen, regisseur_in fuer "diese unglaubliche chance" und was dankesreden halt so beinhalten) persoenliche danksagungen bleiben in diesem oeffentlichen text nun augespart und koennen im privaten rahmen eingesehen werden. ich bin nach wie vor beeindruckt. merci fuer die aufmerksamkeit. -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon eine reizende sache words@ana.ch http://ana.ch/words/archive/ reicht ana.words weiter! vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: mo-fr um 14:44 in deiner mailbox http://ana.ch/txt/444