ana.words, engel nicht schonen

ana.words, engel nicht schonen
13. August 2003 tbz
In Allgemein
rede vom gedicht

das gedicht ist nicht der ort, wo die schoenheit gepflegt wird.

hier ist die rede vom salz, das brennt in den wunden.
hier ist die rede vom tod, von vergifteten sprachen.
von vaterlaendern, die eisernen schuhen gleichen.
das gedicht ist nicht der ort, wo die wahrheit verziert wird.

hier ist die rede vom blut, das fliesst aus den wunden.
vom elend, vom elend, vom elend des traums.
von verwuestung und auswurf, von klapprigen utopien.
das gedicht ist nicht der ort, wo der schmerz verheilt wird.

hier ist die rede von zorn und taeuschung und hunger
(die stadien der saettigung werden hier nicht besungen).
hier ist die rede von fressen, gefressenwerden
von muehsal und zweifel, hier ist die chronik der leiden.
das gedicht ist nicht der ort, wo das sterben beguetigt
wo der hunger gestillt, wo die hoffnung verklaert wird.

das gedicht ist der ort der zu tode verwundeten wahrheit.
fluegel! fluegel! der engel stuerzt, die federn
fliegen einzeln und blutig im sturm der geschichte!

das gedicht ist nicht der ort, wo der engel geschont wird.

christoph meckel
*12.6.1935 in berlin

uebrigens: 
angels don't make love
angels are love
-- = --    -- = --    -- = --     

a n a . w o r d s
aus dem hellblauen salon

words@ana.ch
http://ana.ch/words/
ana.txt seite 444

reicht ana.words weiter!

vragen & kommentare & texte, die
ihr davon findet, sie seien es wert, 
dass es die ganze welt erfaehrt, oder 
mindestens die redaktion, dann 


du willst auch? immer mehr?
dann abonnier auch du ana.words:
<http://ana.ch/txt/444> oder
 mit subject:subscribe

hast du genug? immer weniger?
dann bestell doch nicht ana.words ab:
<http://ana.ch/txt/444>