tbz dachte ja, das eierthema sei gegessen. aber nein, valerie meldete sich nochmals zu wort, und ein dermassen schoener erguss soll der ana.leserschaft nicht vorenthalten werden. viel vergnuegen, und danke, valerie. Moment mal, das Thema ist noch längstens nicht erschöpft! Ich zitiere: und je weiter richtung oberflaeche, desto schlechter das ei. Aber, aber, TBZ, was ist das denn für eine Haltung, die du da verbreitest? Nicht unbedingt desto schlechter, sondern in erster Linie desto älter. Ich verwende ein Ei nur nicht mehr, wenn es über die Wasseroberfläche ragt. Das ist mir noch nie passiert, und ich habe Eier manchmal wirklich sehr (!) lange im Kühlschrank. Legende zur Wasserprobe (pohar_teszt.jpg - eigentlich "Glastest"; ist aber ein Denkfehler, denn man kann das Ei auch im Balaton prüfen) "ein frisches Ei" "ein ca. eine Woche altes Ei" "ein ca. drei Wochen altes Ei" (und sogar das klebt noch immer fast am Boden) Was übrigens nur eine handverlesene Schar Historiker, Volkskundler mit Spezialgebiet Haushalt/Gastronomie und andere Insider wissen: Dieses Verfahren stammt aus der Zeit der Hexenverfolgungen in Europa und ist aus dem Hexenbad hervorgegangen. Je älter die Hexen waren, also je erfahrener, gefährlicher, desto leichter schwammen sie auf dem Wasser, in das man sie mit zusammengebundenen Händen und Füssen warf. Da es logisch umgekehrt in der Natur von Jungen und Unschuldigen lag, zu sinken (oder leider zu ertrinken, "Verfahrensfehler"), und da die Quantität des Wassers das negative Ergebnis erwiesenermassen nicht beeinflusst, ist man beim Lebensmittel Ei zwecks Eindämmung der Verluste dazu übergegangen, die Prüfung in mit Wasser gefüllten Behältnissen durchzuführen. Zu Beginn waren dies Wasserzisternen, mit der Zeit wurden dafür immer kleinere Behältnisse hergestellt. Als ebenso optimal wie beliebt hat sich der abgebildete Typ Glas erwiesen (sog. Miniaturisierung der Technik). Obschon damit die Rückholquote geniessbarer, versunkener Eier sprunghaft anstieg, vergesse man nicht die ungleich schwierigere Aufgabenstellung für das Ei, das nicht wie die Hexe vor der Prüfung gefesselt, sondern bereits pränatal mit einer Kalkschicht umhüllt wird (sog. ausgleichende Ungerechtigkeit). Trivia: Der Eierbecher, ursprünglich von einem gelangweilten Produkteentwickler der Glasi Hergiswil, Abteilung Pressglas, als Karikierung der oben beschriebenen, stetigen Verkleinerung der Gefässe gefertigt und von einer notorischen Krienser Trendsetterin bei einer Werkbesichtigung entdeckt, eroberte bald darauf die feinleinenen Tischtücher des aufstrebenden Bürgertums und fand dort seine heutige Bestimmung. Also in diesem Sinn hast du schon Recht, TBZ, je Schwimmer, desto schlimmer. Deswegen werden alle ungeniessbaren Eier, die ergo oben aufschwimmen, heute noch verbrannt (Du zweifelst? Wohin kommt denn dein Abfallsack?), wobei festzuhalten ist, dass sich bei der Eierverbrennung interessanterweise keinerlei Elemente des vormals so beliebten Schaubrauchs der Hexenverbrennung finden lassen. Eine umweltverträglichere Variante der Verbrennung ist die Eierkompostierung und basiert auf den Erkenntnissen über die Wiederverwertung und Wandlungsfähigkeit physikalischer Substanzen und ist somit Teilgebiet der Alchemie. Die Kompostierung wird weniger ritualisiert und öffentlich praktiziert als die wöchtentliche Güselabfuhr, wenn sie auch in ländlichen Gebieten stärker verbreitet ist. So. Jetzt kannst du meinetwegen das Thema wechseln. Mein Vorschag: http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung#Hexenverfolgung_heute Herzlich V. -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 reicht ana.words weiter! vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444