ana.words, eierhexen

ana.words, eierhexen
3. August 2009 tbz
In ana.bildwords
tbz dachte ja, das eierthema sei gegessen. aber nein,
valerie meldete sich nochmals zu wort, und ein dermassen
schoener erguss soll der ana.leserschaft nicht vorenthalten
werden. viel vergnuegen, und danke, valerie.


Moment mal, das Thema ist noch längstens nicht erschöpft!

Ich zitiere:

und je weiter richtung oberflaeche, desto schlechter das ei.

Aber, aber, TBZ, was ist das denn für eine Haltung, die du
da verbreitest? Nicht unbedingt desto schlechter, sondern in
erster Linie desto älter. Ich verwende ein Ei nur nicht
mehr, wenn es über die Wasseroberfläche ragt. Das ist mir
noch nie passiert, und ich habe Eier manchmal wirklich sehr
(!) lange im Kühlschrank.

Legende zur Wasserprobe (pohar_teszt.jpg - eigentlich
"Glastest"; ist aber ein Denkfehler, denn man kann das Ei
auch im Balaton prüfen)
"ein frisches Ei"
"ein ca. eine Woche altes Ei"
"ein ca. drei Wochen altes Ei" (und sogar das klebt noch
immer fast am Boden)

Was übrigens nur eine handverlesene Schar Historiker,
Volkskundler mit Spezialgebiet Haushalt/Gastronomie und
andere Insider wissen:

Dieses Verfahren stammt aus der Zeit der Hexenverfolgungen
in Europa und ist aus dem Hexenbad hervorgegangen. Je älter
die Hexen waren, also je erfahrener, gefährlicher, desto
leichter schwammen sie auf dem Wasser, in das man sie mit
zusammengebundenen Händen und Füssen warf.

Da es logisch umgekehrt in der Natur von Jungen und
Unschuldigen lag, zu sinken (oder leider zu ertrinken,
"Verfahrensfehler"), und da die Quantität des Wassers das
negative Ergebnis erwiesenermassen nicht beeinflusst, ist
man beim Lebensmittel Ei zwecks Eindämmung der Verluste dazu
übergegangen, die Prüfung in mit Wasser gefüllten
Behältnissen durchzuführen. Zu Beginn waren dies
Wasserzisternen, mit der Zeit wurden dafür immer kleinere
Behältnisse hergestellt. Als ebenso optimal wie beliebt hat
sich der abgebildete Typ Glas erwiesen (sog.
Miniaturisierung der Technik). Obschon damit die
Rückholquote geniessbarer, versunkener Eier sprunghaft
anstieg, vergesse man nicht die ungleich schwierigere
Aufgabenstellung für das Ei, das nicht wie die Hexe vor der
Prüfung gefesselt, sondern bereits pränatal mit einer
Kalkschicht umhüllt wird (sog. ausgleichende
Ungerechtigkeit).

Trivia: Der Eierbecher, ursprünglich von einem gelangweilten
Produkteentwickler der Glasi Hergiswil, Abteilung Pressglas,
als Karikierung der oben beschriebenen, stetigen
Verkleinerung der Gefässe gefertigt und von einer
notorischen Krienser Trendsetterin bei einer
Werkbesichtigung entdeckt, eroberte bald darauf die
feinleinenen Tischtücher des aufstrebenden Bürgertums und
fand dort seine heutige Bestimmung.

Also in diesem Sinn hast du schon Recht, TBZ, je Schwimmer,
desto schlimmer. Deswegen werden alle ungeniessbaren Eier,
die ergo oben aufschwimmen, heute noch verbrannt (Du
zweifelst? Wohin kommt denn dein Abfallsack?), wobei
festzuhalten ist, dass sich bei der Eierverbrennung
interessanterweise keinerlei Elemente des vormals so
beliebten Schaubrauchs der Hexenverbrennung finden lassen.
Eine umweltverträglichere Variante der Verbrennung ist die
Eierkompostierung und basiert auf den Erkenntnissen über die
Wiederverwertung und Wandlungsfähigkeit physikalischer
Substanzen und ist somit Teilgebiet der Alchemie. Die
Kompostierung wird weniger ritualisiert und öffentlich
praktiziert als die wöchtentliche Güselabfuhr, wenn sie auch
in ländlichen Gebieten stärker verbreitet ist.


So. Jetzt kannst du meinetwegen das Thema wechseln. 

Mein Vorschag: http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung#Hexenverfolgung_heute


Herzlich
V.

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