ana.words, deutsche daseinsberechtigung

ana.words, deutsche daseinsberechtigung
2. April 2008 tbz
In Allgemein
nun
es erreichte uns doch noch etwas schriftliches
zu den deutschen in der schweiz...

jopres schrieb:

herzallerliebste teebeezett
 
obschon du gerade neben mir auf dem bett sitzt - hey, nicht
wie ihr denkt - hier mein kommentar zu der invasion der
teutonen bzw. zur teutonisierung der eidgenossenschaft, hö
hö hö. *isch doch ernscht gmeint* :-p
 
auch deutsche haben ihre daseinsberechtigung - am besten in
deutschland. nein, spass beiseite.
 
ich habe wahrhaftig viele, manchmal fast zuviele begegnungen
mit deutschen. und das ohne dass ich über die deutsche
grenze gehe *schenkelklopfer* nun, zürich ist eine hochburg
für deutsche und die stellen inzwischen die grösste
ausländergruppe in der stadt dar. alle achtung! ich als
stadtzürcher - und bitte nicht züricher noch züricher see -
fühle mich in der minderheit, soviel deutsch rund um mich.
 
also ich versuche mich nun zu konzentrieren und was
anständiges zu schreiben - ist schwierig im phall. ich
glaube das problem mit den hiesigen deutschen ist die
durcheinander gekommene hackordnung. während italiener,
türken oder balkanesen, also die geliebten gastarbeiter,
seinerzeit hierher kamen, um schlecht bezahlte arbeit zu
übernehmen und schon sprachlich gesehen in der schwächeren
rolle waren, kommen deutsche aus aller couleur hierher und
lassen sich nieder. und sie bringen die hackordnung mächtig
durcheinander.
 
sprachlich - auf die hochsprache gemünzt - sind sie
überhaupt nicht in der schwächeren position, sondern in der
stärkeren. dies bekräftigen sie zusätzlich noch, indem sie
sich über helvetismen lustig machen und somit automatisch
ihre "überlegenheit" demonstrieren. diese überlegenheit
demonstrieren sie nicht nur in der sprache, sondern auch
beruflich. chefetagen sind voll von deutschen. was früher
einzelfälle waren, ist heute ein massenphänomen. der
schweizer ist so gesehen in der bis anhin geltenden
hackordnung akut gefährdet.
 
diese ressentiments werden bekräftigt wenn man sich zu bilde
führt wie gut die schweizer fussballnationalmannschaft
spielt, was für eine florierende automobilindustrie die
schweiz hat oder wie unsere hiesige tv-landschaft ausschaut.
und dennoch hegen und pflegen wir das inseldasein gerne und
lassen es uns nicht gerne nehmen. unsere eigenheit
manifestiert sich auch in unserem sprachgebrauch, den unsere
nachbarn gerne belächeln, aber hey, ein müsli ist kein
müesli und wir bezahlen auch nicht mit fränkli sondern mit
franken... wir lieben die nettigkeiten, die zurückhaltung,
die sprachliche unterwerfung in gewissem sinne, währenddem
der deutsche in vielem viel direkter und in unseren ohren
auch unverschämter ist. nur deutsch wird ja nicht nur in
deutschland gesprochen, sondern auch in österreich,
südtirol, luxembourg und in teilen belgiens. all das gehört
zum deutschen sprachgebiet und so hat unser sprachgebrauch
auch unsere daseinsberechtigung - oder nicht?
 
ein weiterer grund für gewisse ressentiments gegenüber den
deutschen könnte auch sein, ist eine hypothese, dass früher
kriege geführt wurden, gebiete eingenommen und anschliessend
wurden landsleute in die neuen gebiete angesiedelt und die
einheimischen waren die leidtragenden. vielleicht führt man
heute keine kriege, dafür wird über bildungsemigration neues
gebiet erobert ;-)) und wir wissen ja, gleich und gleich
gesellt sich gern und somit erstaunt es mich nicht, dass es
zahlreiche deutsche hierzulande gibt. nur: sähe es hier
genauso aus wie in deutschland, wäre die schweiz genauso
beliebt als auswanderungsland nummer 1 der teutonen?
 
aber trotz allem, wir lieben euch, vor allem die man
persönlich kennt, okay ein paar auch nicht. ihr seid zu
schräg, im phall. aber schräg kommen die, wie beispielsweise
die finanzvorsteherin, die einen buchhalter sucht, ihn nicht
findet und dann als kommentar - und zwar ernst gemeint sagt
- also wenn's bis x nicht klappt, dann such ich mir einen
buchhalter in deutschland, den hab ich dann nämlich inkl.
hochschulabschluss und seine lohnvorstellungen sind
moderater als der schweizer. isch wükki wahr, isch so
passiert.
 
oder die deutsche, die bei einer party bei einer gebürtigen
konstanzerin (also ennet der grenze) zu hause, sagte: die
deutschen haben viel schöner eingerichtete wohnungen als die
schweizer. darauf angesprochen, sie hat nicht gerechnet,
dass ich sie höre, musste sie eingestehen, dass sie aber
schon viel öfters bei deutschen zu hause war, als bei
schweizern (und sie es soooo nicht meinte)...
 
aber vielleicht reagiere ich so, weil mich diese
"überlegenheit", diese überheblichkeit so stört, weil ich
sie insgeheim bewundere? ;-p
 
aberschosicher
ich

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