1881 warnt ein flugblatt mit dem titel "the vaccination vampire" (»der impfvampir«) vor der »allumfassenden verpestung«, die der impfarzt dem »reinen kindelein« beibringe. bekannt dafür, sich vom blut kleiner babys zu ernähren, wurde der vampir jener zeit die metapher für den impfarzt, der ja auch kleinkindern schreckliche wunden beibrachte. waren die alten volkstümlichen, blutsaugenden monster schlichtweg entsetzlich, so konnte der vampir des viktorianischen zeitalters auch verführerisch sein. die makabre sexualität des vampirs dramatisierte die angst, dass der akt des impfens auch etwas sexuelles habe, eine angst, die noch verstärkt wurde, als sich durch die arm-zu-arm-impfung geschlechtskrankheiten ausbreiteten. viktorianische vampire allerdings wurden - genauso wie viktorianische ärzte - nicht nur mit verdorbenem blut in verbindung gebracht, sondern auch mit ökonomischer verderbtheit. indem sie einen bezahlten beruf quasi erfunden hatten und fast ausschließlich den reichen zur verfügung standen, waren ärzte der arbeiterklasse suspekt. auch in bram stokers dracula geht es um einen blutrünstigen bourgeois: in seinem schloss hortet er stapelweise eingestaubte goldmünzen, und als er gepfählt wird, quellen goldmünzen aus seinen manteltaschen. aber dracula tatsächlich als impfarzt zu interpretieren ist zu weit hergeholt. aus: „immun. ueber das impfen - von zweifel, angst und verantwortung“ von: eula biss tbz empfiehlt euch die lektuere wie auch das buch "was wir haben. ueber besitz, kapitalismus und den wert der dinge" derselben autorin -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon saugen und spritzen seit 1997 mailto:words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444 hast du genug? immer weniger? dann bestell doch nicht ana.words ab: http://ana.ch/txt/444