ana.words, billig und willig

ana.words, billig und willig
17. Juli 2008 tbz
In Allgemein
dietrichstein sandte uns dies vor ner weile:

für alle, die den preis nicht kennen: der versuch einer
drogenprostituierten, eine erektion zu produzieren, kostet
chf 20. vollzogener beischlaf mit derselbigen, ohne gummi,
kostet chf 100. ob bezahlt wird, ist allerdings eine andere
frage, diejenige, die das drei meter von mir versuchte,
hatte am ende jedenfalls kein geld.



tbz fand das dermassen abscheulich, dass sie gar nicht
wusste, ob sie das bringen will. nicht prostitution an und
fuer sich, aber...

ohne gummi hundert franken, wenn man denkt, fuer wie wenig
droge, aber viel krankheiten das reicht. ihr wurde ganz
schlecht. und sie versteht nicht, wie man auf menschen
abfahren kann, die ganz kaputt sind. und sie bat
dietrichstein, mehr von seinen recherchen zu erzaehlen. und
fragte, ob er mit der gesprochen habe.



dietrichstein meinte:

naja, recherchen - ich sass ja einfach drei meter daneben,
als die das gemacht haben. er war aber auch ziemlich kaputt.

ich fands auch fürchterlich, von a bis z alles an der szene,
aber ana.words ist ja auch kein ästhetikversand, war mein
gedanke.

nein, ich hab nicht mit ihr gesprochen, ich sass nur vor dem
eingang zum luftschutzkeller (so ein treppenaufbau, das
verschwindet da im park) und sie stand dahinter mit dem
typen und hat gar nicht gemerkt, dass ich da war. es war
auch fürchterlich, wie sie ihm klargemacht hat, dass er 100
zahlen muss, weil sie jetzt ja das risiko hat, ein bébé zu
bekommen, das wollte er aber wohl nicht zahlen.

als sie dann nach vorne kamen, haben sie mich natürlich
gesehen, scheint sie aber auch nicht gestört zu haben, er
hat mir zugenickt, er war eher eklig und sie sowieso,
wirklich ein wrack, so sehr, dass ich mich schon fragte, wie
man überhaupt auf die idee kommt, mit der sex zu haben,
ungechützt noch dazu.

hm.


ja, das mit der prostitution - neulich hab ich von einer
soziologin, glaub ich, gelesen, die das mit frauenhandel in
zusammenhang bringt und davon ausgeht, dass dem die
grundlage entzogen wird. weil seit mehr legalität für
prostitution plötzlich scharenweise einheimische brave
hausmütterchen auf den markt drängen und alle bedürfnisse
abdecken und sich dabei gar nicht schlecht fühlen. ich fand
das mit dem spass dran finden auch immer sehr suspekt, aber
vielleicht finden die's ja wirklich nicht übel?


hm.

kennst du josefine mutzenbacher? das solltest du lesen! das
ist die angeblich autobiografische geschichte einer wiener
prostituierten um die jahrhundertwende 19./20. jh., wie sie
als siebenjährige reingerutscht ist und wie viel spass sie
damit ihr ganzes leben hatte. schrecklich, aber natürlich
auch interessant. und vor allem hab ich mal gelesen, dass
man vermutet, das buch sei vom bambi-autor geschrieben
worden.

ich glaube natürlich auch, dass sich sexuell prostituieren
keinen spass macht, aber: bei denen, die das wirklich
einfach so machen, diesen girls, muss man m. e. auch nicht
eingreifen, wenn sie so blöd sind. ein bisschen freien
willen sollte man den leuten doch schon auch noch
zugestehen.



tbz' abschliessende worte:

schon komplex...

frauenhandel ist bestimmt ein thema, aber da sind schon auch
genug freiwillige am werk.

in d fuehrte die legalisierung oder wie auch immer, von
rotgruen durchgesetzte gleichstellung was sozialabgaben
betraf etc. dazu, dass absurderweise eine frau (zumindest
theoretisch) aufm arbeitsamt ne stelle als prostituierte
angeboten bekommen konnte. weil job wie jeder andere, was
ich dann doch absurd finde, das isses nicht.


auch in ner reportage, die ich kuerzlich sah, so gehobene
escort-girls: massenweise alkohol, dann geht's schon, dann
wird's ertraeglich. nen "normalen" job muss man sich nicht
mit drogen ertraeglich machen, auch wenn der auch nicht
immer toll ist.

habe mal ein buch gelesen, das ich dann wuetend fast
entsorgt haette, es dann aber wegen der bedeutung in der
feministischen geschichte und wegen erstauflage nicht getan
habe. heisst "wir sind frauen wie andere auch", erschienen
1980. da erzaehlen prostituierte und andere im sexgewerbe
taetige frauen von ihrem leben, ihrem job. die idee: das ist
ein job, der okay ist, ein job wie andere auch, etcetera.
und dann reden die da in ihrem buch miteinander, und man
liest den ekel und all das dermassen deutlich raus, und
keinen ausstieg schaffen und so, und irgendwie lese ich
nicht das, was sie ja eigentlich sagen wollten...

ich weiss auch nicht, wie gedient der sache ist, wenn das
nun nett "sexarbeit" heisst und damit eben als normaler job
definiert werden soll. und eben, drogenstrich, das ist ja
dann nochmals was anderes. das ist unterste stufe, not,
wirklich uebel.


hier noch ein paar links zum thema fuer leute, die bisschen
zeit zum lesen haben 

http://www.lukesch.ch/Text98_41.htm
http://www.emma.de/prostitution_der_unmoralische_staat_2006_5.html?&0=
http://www.verantwortlicherfreier.ch/
http://www.don-juan.ch/


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