so. tbz hatte sich bisschen in was verbissen und musste dann was zu beissen haben und hat nun eine to-do-liste die etwas ambitioniert scheint und ui, ana.words, ui! wo bleibt die zeit heut?! aber also, es sich einfach machen und mal wieder einfach frau berg predigen lassen: es sind die kleinen massnahmen «schenken sie, was sie an güte besitzen, drei, vier menschen, nicht der menschheit.» joseph roth wann immer ich mich bei universalen weltrettungsideen beobachte, versuche ich mich zu beruhigen. ich werde den judenhass nicht ausrotten, ich werde die armut in unserem land (immerhin bin ich da schon in einer verkleinerung angelangt) nicht aufheben. es wird mir nicht gelingen, die digitale überwachung zu bekämpfen. dass alte menschen mit respekt und güte behandelt werden und nicht als last, dass frauen nicht mehr ermordet, kinder nicht mehr misshandelt werden, dass die ganze welt sich entwaffnet – ich werde es nicht im alleingang begradigen. ich werde die welt nicht retten, und das hat einige gründe. ich bin mir nicht sicher, ob «die welt» von mir gerettet werden will. ich habe keine energie, um eine revolution anzuleiten, eine partei zu gründen, eine bewegung zu initiieren. ich habe keine zeit für die gerade genannten aktivitäten, denn ich muss arbeiten, und zwar mehr als früher, um nicht am inneren strassenrand zu landen. ein guter aufruhr vermeidender trick ist es, die menschen so auszubeuten oder zur selbstausbeutung zu zwingen, bis sie nur noch ins bett fallen können, und froh sind, ein bett zu haben. um die welt retten zu wollen, braucht es einen grössenwahn, der den meinen übersteigt. weltverbesserer und revolutionsführerinnen gehen davon aus, kraft ihres überragenden verstandes im namen vieler sprechen zu können. wer schon einmal mit ein bis zwei menschen gesprochen hat, weiss, dass man fast immer vom eignen lebensentwurf ausgeht, an dem man andere misst. so oft ist man überrascht, dass menschen selbst banale themen komplett anderes betrachten als man selbst. visionen gutmeinender weltretter beginnen oft mit anmassung, beinhalten bevormundung, träume von diktatur, die natürlich nie so genannt würde und – enden in kompletter frustration. was bedeutet es also, wenn man versteht, dass man nicht das hellste licht ist und sich den grossen wurf nicht zutraut? soll alles bleiben, wie es ist? schlafen, liegenbleiben, ausharren oder sich in seinem umfeld einsetzen, da, wo man sich auskennt, dort, wo man etwas bewegen kann. eine quartierzeitung gründen oder einen waschsalon für menschen ohne eigene maschine eröffnen, zeug reparieren, freundlich sein, helfen, verstehen, das wir nur zusammen überleben können. es sind die kleinen massnahmen, die die welt nicht retten. aber das leben eines einzelnen oder weniger. das ist viel mehr, als frustriert die welt retten zu wollen, die, wie gesagt, darum gar nicht gebeten hat. sibylle berg -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon furcht und schrecken seit 1997 vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444 hast du genug? immer weniger? dann bestell doch nicht ana.words ab: http://ana.ch/txt/444 reicht ana.words weiter!