die haarsteuer die haarsteuer, die lange umstritten gewesen war, wurde schliesslich doch eingefuehrt. man sagte, der verein der hamsterliebhaber haette diese reform veranlasst. die hamsterliebhaber fanden es naewmlich schon immer ungerecht, dass man fuer einen hamster genausoviel saeugetiersteuer zahlen musste wie fuer einen schaeferhund. deshalb schlugen sie vor, die hoehe der saeugetiersteuer nach der groesse der koerperoberflaeche der tiere zu bestimmen. das finanzamt akzeptierte den vorschlag, musste aber den begriff der koerperoberflaeche vermeiden, da es sonst wegen der diskriminierung fetter menschen aerger gegeben haette. einem, der von der groesse der koerperoberflaeche spricht, fehlt es an politischer sensibilitaet. so entstand die idee, den begriff der "behaarten oberflaeche" einzufuehren. mit diesem ausdruck wurde deutlich, dass nicht menschen, sondern andere saeugetiere gemeint waren. dabei vergass man aber zu beruecksichtigen, dass inzwischen auch gegenstaende behaart sein koennen. durch die gentechnologie war es zum beispiel moeglich geworden, auf der oberflaeche eines stuhles oder eines bettes haare wachsen zu lassen. unter jungen karrieremenschen entstand daher rasch eine neue moebelkultur. sie bekamen endlich etwas zum streicheln und zum umarmen, das aber pflegeleicht und nicht liebessuechtig war. auf jeden fall war die steuerreform nachteilig fuer liebhaber behaarter moebel, denn nach der neuen steuerregelung musste man jede behaarte flaeche versteuern. sie waren aber nicht die einzigen, die wesentlich mehr steuern zahlen mussten als vorher. eines tages behauptete eine gruppe von beamten, dass frauen, dem gesetz nach ihre beine versteuern muessen, falls sie behaart sind. einige pensionierte beamte fuehrten sogar ehrenamtlich kontrollen an badeorten durch. studentinnen, die wenig geld besassen, rasierten ihre arme und beine, um keine steuer fuer behaarte oberflaechen bezahlen zu muessen. die haare auf dem kopf liessen sie jedoch weiter wachsen, denn der kopf war steuerfrei. auch die meisten maennlichen studierenden rasierten ihren koerper. maenner wurden zwar selten kontrolliert, aber sie wollten kein risiko eingehen. das studium war schon riskant genug, in allen anderen lebensbereichen wollten sie deshalb lieber sicherheit. nur grosse geschaeftsleute, politiker und ihre ehefrauen lagen unrasiert wie baeren an den straenden. der behaarte koerper wurde zum statussymbol. die armut dagegen war nackt, glatt und weich. unter managern herrschte die mode, auch aus armbanduhren, taschenrechnern und scheckkarten haare von der gleichen farbe wie ihre koerperhaare wachsen zu lassen. die teuren hormonspritzen, die man dafuer brauchte, konnte man von der steuer absetzen. von yoko tawada gefunden im konkursbuch haare der gscheiteste text zum thema koerperbehaarung, ha! und valerie hat uebrigens geschrieben... aber das dann naexte woche -- = -- -- = -- -- = -- a n a . w o r d s aus dem hellblauen salon words@ana.ch http://ana.ch/words/ ana.txt seite 444 reicht ana.words weiter! vragen & kommentare & texte, die ihr davon findet, sie seien es wert, dass es die ganze welt erfaehrt, oder mindestens die redaktion, dann mailto:words@ana.ch du willst auch? immer mehr? dann abonnier auch du ana.words: http://ana.ch/txt/444