eine voellig andere art von theater in einer stadt, die sie wahrscheinlich nicht kennen, spielt man auf eine voellig andere art theater, als wir das gewohnt sind. die bewohner dieser stadt sind richtig theaterverrueckt und verehren ihre grossen schauspieler ueber die massen, aber wenn man als fremder eine auffuehrung besucht, ist man etwas ratlos, denn es wird hier gar nicht besser gespielt als anderswo, und die beruehmten namen, von denen man gehoert hat, sucht man im programmheft vergebens. aber, wuerde uns der einheimische theaterkenner an der kasse sagen, haben sie die frau an der kasse gesehen? das war die grosse borowna. in den stuecken werden die zuschauer immer dann aufmerksam, wenn statisten auftreten, denn meistens hat es unter einem soldatenchor oder einer wache einen ganz beruehmten schauspieler, der kein wort sagt, aber dafuer durch die vollendete beilaeufigkeit seiner bewegungen bewunderung erregt. bei uns fangen unbekannte schauspieler mit kleinen rollen an, und wenn sie bekannt werden, gibt man ihnen groessere. dort ist es umgekehrt. grosse rollen spielen nur anfaenger. die guten schauspieler sehen ihre kunst darin, in immer kleineren rollen aufzutreten, und als grosser schauspieler gilt man erst dann, wenn man nicht mehr im verzeichnis der darsteller aufgefuehrt wird. es kann einem passieren, dass man in der toilette neben einen herrn zu stehen kommt, der sich auf eine art kaemmt, die sich einem sofort einpraegt, und hinterher erfaehrt man, dass das der beruehmte longstraal war. wirklich grosse schauspieler koennen es sich sogar leisten, nur auf einem familienfoto vorzukommen, das im dritten akt an der wand haengt. vielleicht noch ein hinweis: wenn sie einen dieser schauspieler zutiefst beleidigen wollen, muessen sie ihm saqgen, sie moechten ihn gern als hamlet sehen. franz hohler, wegwerfgeschichten