ana.words, die beliebigen falschen

ana.words, die beliebigen falschen
20. Februar 2001 michael
In Allgemein
als ich in den 80er jahren die oberstufe besuchte, gab es
zwei gruppen von menschen: man war  oder .
ich gehoerte zur ersten, und wir waren die guten. die
maedchen leisteten sich verbrechen wie sich zu
schminken und modische stoffhosen zu tragen, waehrend wir
den schrank des vaters nach alten hemden durchkaemmten. wir
malten das A mit dem kreis auf unsere etuis und assen keine
granny-smith-aepfel aus protest gegen die apartheid in
suedafrika. natuerlich waren unsere haare lang und
ausgewaschene jeans obligatorisch.

ich schlitterte in eine identitaetskrise, als ich von
einemmaedchen (wahrscheinlich aus mitleid, weil ich in
den formlosensachen nicht sehr huebsch aussaht) gelbe
hosen geschenkt bekam, die mir auch noch standen.
koennt eich ein guter mensch bleiben, weil ich diese hosen
trug?

nein. es war klar: entweder oder. heute, sage trendvorscher,
gibt es eine verschiebung vom  zum . man kann
umweltaktivist sein, einen hugobossanzug tragen und techno
moegen. man kann nike turnschuhe an den fuehssen und aktien
haben und in vergammelten kellerbars herumhaengen. man kann
beim fcz spielen und zu gc wexenln. sp-stadtpraesident sein
um am sexeloiten mitmarschieren? easy.

man kann auch in der fpd sein und das kanzleischulhaus -
gute idee! - als quartierzentrum nutzen wollen. kein roblem.
man kann sich als alt68er, wie unser bundespraesident
leuenberger, am wef in davos verbarrikadieren und -
medienwirksam mit den haenden fuchtelnd - die contenance
verlieren angesichts der wut der globalisierungsgegner in
zureich.

wie bevreiend! jubeln die trendvorscher der kollektiven
sprengung des ideologischen korsetts. nicht, das ich mich
immer wohl gefuehlt haette in der freakkluft. und ich bin
froh, dufte ich heute nach  von isabella
rosselini und nicht mehr nach moschus voneiem oxen.

aber irgendwie hat es uns damals schon verflucht stark
gemacht, bei den richtigen und nicht bei den beliebigen zu
sein.

christine steffen
19.2.2001 tagesanzeiger


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