ana.words, griechischer honig

Gott sei Dank. Es ist vorbei!! Ich lebe gern mit meinen
Mitbewohnern. Viel lieber als allein. Die Angst vor
individueller Vereinsamung, die mich wie ein schwarzes,
zaehnefletschendes Ungeheuer stets latent bedroht, ist
naemlich zu gross.

Das Ungeheuer kann mir aber manchmal auch ganz zaertlich
zulaecheln. Richtig verfuehrerisch. Das sind sie dann die
Tage, in denen sich alle Kollektivitaet zu einer Meute von
blutsaugenden Stechmuecken transformiert.

Immer dann, wenn einer das Lieblingsjoghurt (griechischer
Honig) genuesslich vor meinem gierigen Blick verspeist.
Genau dann wenn ich nach Hause komme, mein letztes
Gutenachttelefon starten will und irgendeiner drei Stunden
an der Strippe haengt, mit den beiden anderen in der
Warteschlange versteht sich. Genau dann wenn die
Entscheidung fruehmorgens zwischen Toilette und Dusche um
Prioritaetsfindung verlangt und ich dann auf dem Klo das
Schliessen der Badezimmertuer vernehme und meine S-bahn im
Geiste schon mit den Ruecklichtern spottet. Genau dann wenn
ich in Ruhe einsam sein will und die Kueche vor lauter
Menschen ueberquillt. Genau dann wenn die laute Englaenderin
noch um Mitternacht zum kaffee vorbei komt. Genau dann wenn
man mir einen verheissungsvollen Teller Spaghetti
verspricht, dann aber doch nichts uebrig laesst.Und genau
dann wenn die froehlich in die Kueche geschmetterte Frage
"hat babs denn heute frei?" meinen suessen Schlummertraum
definitiv in Stuecke reisst. Eben genau dann.

Aber das ist auch genau schon alles. Fazit: Ich bin ein
WG-faehiger Mensch. (Zumindest solange ich die Genaus der
anderen nicht kenne!)

by babs@ana.ch



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a n a . w o r d s
aus dem hellblauen salon

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ana.txt seite 444

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