mahalwords, alfred andersch, kirschen der freiheit

mahalwords, alfred andersch, kirschen der freiheit
26. Januar 1997 michael
In mahalwords
hi


ein spannender innerer dialog von alfred andersch, zurueckblickend auf 
die jahre vor und waehrend des zweiten weltkrieges, als pazifistischer, 
religioeser, kommunistischer und mensch. die dialoge sind ein innerer 
kampf, bei dem immer die wahrheit und der echte menschenverstand siegt, 
die ethik und das wissen, ein menschenleben und seine gedanken sind das 
hoechste gut dieser welt.

aa hatte seiner meinung nach eine langweilige kindheit, er lebte in muenchen, 
sein leben lief ab wie ein uhrwerk. das erste erlebnis, an das er sich erinnern 
kann, ist, als ungefaehr 1914 vor seiner haustuere leute vorbeigefuehrt und 
danach erschossen wurden. zu diesem zeitpunkte war ihm nicht bewusst, dass er 
all diese menschen nicht kennenlernen wuerde, er ueberlegte sich erst spaeter, 
was in menschen ablaeuft, die mit dem gewehr auf andere schiessen, doch ist es 
das erste erlebnis, an das er sich erinnern kann. 

sein vater war durch eine kriegsverletzung arbeitsunfaehig und die familie 
hatte deshalb wenig geld. sein vater war in vielen nationalen verbaenden wie 
"reichkriegsflagge", "deutschlands erneuerung". alfred selbst ging ins 
gymnasium, welches er aber nie abschloss, er absolvierte dann in einer einer 
buchhandlung eine lehre als buchhaendler . buecher an sich interessierten ihn 
nicht besonders, sondern es war ein mittel zur flucht, seine ganze jugend war 
eine flucht. eine flucht vor dieser welt, von dieser gesellschaft, weg, immer 
wieder aufs schloss schleissheim, las dort gedichte, wolfensteins 
rimbaud-uebertragungen. der park des schlosses war fuer ihn der park der 
literatur und aesthetik.

neben diesen litarischen ausfluegen und ausfluchten engagierte er sich in
kommunistischen jugenverbaenden, spaeter dann in anderen kommunistischen 
organisationen. ab 1932 waren dann politische, kommunistische aktivitaeten 
von der regierung verboten, sie durften keine grossdemos mehr veranstalten, 
sie wurden unterdrueckt. alfred andersch war auch dann sehr einsam, oft 
alleine mit dem fahrrad unterwegs, in die huegel und paerke. in dieser zeit 
geriet er auch zwei mal in ein konzentrationslager in gefangenschaft. beidesmal 
wegen seiner kommunistischen aktivitaeten. das erste mal, in dachau, befand er  
sich in stoischer ruhe, das zweite mal hatte er als einigen wenigen augenblicken 
seines lebens angst.

die kunst, oder besser die kunstgeschichte als introvertierte flucht vor der 
gesellschaft. nur so ueberlebte er die dreissiger jahre, in einem langweiligen 
beruf arbeitend, mit der geballten faust in der tasche, im nun endgueltig von 
der regierung verbotenen umfeld seiner wenigen kommunistischer kollegen, 
inmitten der literatur der romantik.

waehrend des krieges wird er dann trotz seiner aufenthalte im kz in die armee 
eingezogen, kaempft an der front in belgien, spaeter dann in italien. 

die "kameradschaft" des militaers haengt ihm, zitat: meterlang zum halse raus. 
er empfindet herrlich anarchisistische gefuehle im haufen der soldaten, traeumt 
der "fahnenflucht" nach.

im buche beschreibt alfred andersch seine inneren kaempfe, die ihn ueberkommen, 
als er an die zeit in italien denkt. er macht sich gedanken ueber seinen 
entschluss, zu desertieren, die "fahnenflucht" zu begehen. er macht sich 
gedanken zu dem eid, den er in seiner ausbildung zum soldaten gegenueber 
dem fuehrer und gott geben musste. 

auch hier kommt er zum schluss, dass ein jeder sein eigener gott hat, 
und dass ein eid unter zwang kein gueltiger eid ist, dass dies alles zusammen 
ihn befugt, im gedanken daran, dass ausbrechen in die freiheit, aus der armee, 
gar der schritt zum frieden ist, zu desertieren. ohne frieden keine freiheit, 
ohne freiheit kein frieden.

"nicht im moment der tat selbst ist der mensch frei, denn indem er sie 
vollzieht, stellt er die alte spannung wieder her, in deren strom seine natur 
kreist. aufgehoben wird sie nur in dem  einen fluechtigen atemhauch zwischen 
denken und vollzug. frei sind wir nur in augenblicken. in augenblicken, die 
kostbar sind." [s. 84]


dez 96, mahalwords, reading literature 4 u

gruss

mahalwords



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