ana.words, was erwartet mich?

ana.words, was erwartet mich?
26. März 2020 tbz
In Allgemein
der ehemalige ana.praktikant
hat fuer die werten lesers einen beitrag
aus dem zivilschutz geschrieben:


ich (ex-praktikant) wurde in den zivilschutz eingezogen.
das telefonische aufgebot war folgendes: morgen, nullfünfhundertdreissig spital.
ich hatte bammel. habe keine ahnung von pflege und oder menschenbetreuung. was erwartet mich?

ich rückte also ein und die aufgaben wurden durch den einsatzleiter zivilschutz erklärt und verteilt. 
meine funktion ist gruppenführer. ich muss die adzs (angehörige des zivilschutz) in ihre aufgaben einweisen,
betreuen, schauen dass es ihnen gut geht, für pausen einspringen etc. 

die aufgaben umfassen: die eingänge bewachen, besucher*innen abweisen, im notfall patienten triagieren 
(?normaler notfall? ohne virus-symptome / ?normaler notfall? mit virus-symptomen / corona-abklärung), 
geschenke an patienten überreichen, in der küche helfen und den hausdienst unterstützen.

für die meisten adzs sind das aufgaben, welche sie zum ersten mal machen. so auch für mich. 
die truppe war aber voll motiviert, hat den ernst der lage verstanden und voll mitgemacht. gearbeitet 
wird im schichtbetrieb für 5 tage am gleichen ort. so entsteht sehr schnell ein know-how und die adzs 
können situationen gut abschätzen und die richtigen entscheidungen treffen.


was haben wir erlebt bisher?
. menschen, die nicht verstehen können oder wollen, dass sie jetzt ihre cousine / tante / oma nicht besuchen können.
. menschen, die nicht zur risikogruppe gehören und hässig werden, weil sie nicht auf das virus getestet und wieder heimgeschickt werden.
. menschen, die uns kaffee und schoggi gebracht haben.
. menschen, die uns zeichnungen ihrer kinder bringen - o-ton: "keine ahnung ob ihr diese zeichnungen wollt, meine kinder wollten sie spenden." 
  wir wollen diese zeichnungen und freuen uns darüber. haben sie im eingang des spitals aufgehängt.
. menschen, die uns an der eingangskontrolle anlügen und sagen, dass sie einen termin haben und dann drinnen am empfang sagen, 
  dass sie symptome haben - f***t euch!


was hart ist: du darfst menschen nicht reinlassen, welche z.b. gerade ein*e angehörige*r drinnen verlieren, 
da werden nur ganz wenige ausnahmen gemacht. auch väter dürfen nur während der geburt im gebärsaal sein, 
danach müssen sie raus. die familie darf sich dann physisch nicht sehen, bis mutter und kind nach hause können.

wir erhalten viel lob und dank von spitalpersonal, besucher*innen, patient*innen und passant*innen. es ist eine 
harte aufgabe für die adzs, aber die sinnvollste seit ich dienstpflichtig bin. geschützt werden wir übrigens genau 
gleich wie das restliche spitalpersonal mit mundschutz, einweghandschuhen und viel desinfektionsmittel. 
mein anfänglicher bammel ist relativ schnell verflogen. ich brauche jedoch nach den einsätzen etwas ruhe 
um das erlebte zu verarbeiten und runterzukommen.

bitte bleibt zuhause, hebet sorg und macht keine haushalts- oder andere unfälle. 
die notaufnahmen danken es euch, wenn nicht noch mehr menschen kommen.

ich meld? mich ab,
ex-praktikant

.-.-.-
tbz wuenscht viel ruhe zum erholen und dankt!

bist du medizinpersonal o.ä. und musst bisschen
loswerden
so kannst du hier loswerden:
http://loswerde.ch/Angebot/

.-.-.-

vragen & kommentare & texte, die
ihr davon findet, sie seien es wert, 
dass es die ganze welt erfaehrt, oder 
mindestens die redaktion, dann
mailto:words@ana.ch

zivilschutz aus dem ana.archiv:
http://www.ana.ch/words/archive/?id=6102
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a n a . w o r d s
systemrelevant aus dem hellblauen salon

words@ana.ch
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ana.txt seite 444

      reicht ana.words weiter!